Samstag, 11. Dezember 2010

Heute in Moskau

Es ist eine nationalistische, rechtsradikale Krawalle. Sie war nicht spontan. Die Aktion wurde geplant, sie ist mindestens in 3 Städten stattgefunden: Moskau, St-Petersburg, Novosibirsk. Zu blutiger Auseinandersetzung kam nur in Moskau. Es sind mindestens 5 000 Menschen, die in der Krawalle teilgenommen haben.
Vor kurzem wurde ein Fußballfan Jegor Sviridov getötet, vermutlich von tschetschenischen "Gastarbeitern". Die Mörder wurden nicht bestraft. Die nationalistische Organisationen machten daraus eine PR-Aktion. Die Verabschiedung mit Sviridov sollte zu rechtsradikale Kundgebung werden, und das wurde es auch. In dieser Aktion nahmen viele Fußbalfans teil, später kamen auch die Vertreter von nationalistischen politischen Kräften.
Es gab Straßenkampf zwischen Radikalen und Milizija (OMON), die kräftige Jungs bewarfen die Sicherheitskräfte mit Steinen, kämpften mit Stöcken und allen, was sie auf der Straße fanden.
Gleichzeitig wurden in Zentrum Moscow, in U-Bahn-Stationen viele Kaukasier geschlagen und verletzt. Die Rechtsradikale schrien: "Russland für Russen, Moscau für Moscauer", "Ficken Kaukasus" und ähnliches.
Viele von ihnen wurden natürlich verhaftet.

Die Fotos:
Anfang
Ende

Video:

Sonntag, 14. November 2010

Russland: wie kann man so leben?


2 russische Emigranten sitzen in einem Cafe in New Jork. Einer sagt:
- Man hat uns in UdSSR ziemlich viel Lügen über Sozialismus erzählt.
- Ja, - erwidert der Zweite, - Das stimmt. Aber alles, was man uns damals über Kapitalismus erzählt hat, ist wahr.

Man soll gar nicht weit fahren, um diese Wahrheit zu begreifen. Russland selbst demonstriert das in voller Unverschämtheit.

Russischer Oligarch Wladimir Brynzalov profitiert an Pharma-Industrie. Besonders großen Profit hat er von Insulin-Handel bekommen, dabei verkaufte er die Rohstoffe von dänischer Firma, die überhaupt nicht zugelassen waren. Das kostete Gesundheitsverschlechterung bis zum Tod für viele Diabetikern.

Hier sind die Bilder vom neuen Schloss, den Brynzalov sich bauen ließ. Die Inspiration kam wahrscheinlich von alten Zarenschlösser.

















Noch mehr Bilder in größerem Format kann man hier sehen

Es gibt aber in Russland viel, viel mehr von anderen Bilder.
So sieht ein normales Altenheim aus:


Und die Straßenkinder:


Auf dem Bild mit Georgii-Streifen, Symbol von Sieg in 2.Weltkrieg, steht:
"Opa, du hast angeblich im Krieg gewonnen? Und ich will essen!"


Ich begreife 2 Sachen nicht:
- Wie konnten wir es dazu kommen lassen? Offenbar kann kein vernünftiger Mensch so etwas absichtlich zulassen.
-Warum können wir jetzt im Moment nichts tun, um die Sache zu ändern?

(ich weiß, es gibt viele Erklärungen. Aber wenn man so etwas sieht, scheinen diese Erklärungen trotzdem dumm).

Sonntag, 3. Oktober 2010

Deutsche Sprache in der Familie?

Ich las gerade die Broschüre gegen Sarrazin:

http://die-linke.de/fileadmin/download/folder/sarrazin-broschuere.pdf

Also da ist für mich nichts zu sagen.
Komischerweise ist die Standpunkt von Sarrazin nicht nur unter Bevölkerung weit verbreitet, sondern auch unter den Linken vorkommt.
Nicht oft, aber auch in Linken-Basis gibt es die Leute, die gleiche Meinungen äußern.
Als Beispiel: wir hatten vor kurzem in unserem Kreis ein Treffen mit Gunhild Böth, der linken Vizepräsidentin von NRW-Landtag. Und ein Parteimitglied stellte ihr die gleiche Fragen wie Sarrazin: angeblich seien muslimische Eltern bildungsfern, unterstützen nicht die Kinder, sprechen zu Hause türkisch, deswegen kennen die Kinder kaum Deutsch und können in der Schule nicht gut lernen.

Das hat mich echt auf die Gedanken gebracht!
Erstmal hörte ich oft Kritik an Sovjet Union, weil die Kinder von Russlanddeutschen kein Deutsch kennen. Angeblich wurde das "verboten", was, natürlich, völliger Quatsch ist, denn es gab Deutsch als Fach zu meiner Zeit fast in jeder Schule. Aber die russlanddeutsche Eltern sprachen zu hause russisch - das war bequem, auch wenn sie Deutsch früher beherrscht haben. Sie waren alle voll integriert (ja, ja, dieser arme, so viel gelittene Volk wurde in SU ab 60-ger bereits VOLL integriert und spürte in Arbeit, Bildung und Freizeit keine Unterschiede zu Russen). Und das ist angeblich schlecht, weil SU sollte irgendwie dafür sorgen, dass sie in 2., 3. usw Generation ihre deutsche Identität behalten.

Jetzt sehe ich viele Kinder von Russlanddeutschen (ich kenne nur wenige Muslimen), und in den Familien wird nie und nimmer Deutsch gesprochen. Dennoch sehe ich, dass russischsprachige Kinder in 2-3 Monaten in KiGa Deutsch lernen, keine Schwierigkeiten mit der Schule deswegen haben, und die intelligentere Eltern bemühen sich später nur darum, dass die Kinder auch ab und zu Russisch sprechen, schreiben, lesen und nicht vergessen.
Ich erhalte von meinen Landsleuten ständig große Kritik, gerade weil wir zu Hause Deutsch sprechen... weil meine Kinder kaum Russisch können. Und ja, diese Kritik ist berechtigt, das ist mein Fehler als Mutter. Aber das ist auch unsere Tragödie, denn das war einfach notwendig, mein Sohn ist Autist, er konnte bis 6 jahren überhaupt nicht sprechen, auch nicht verstehen, und wir sollten dann nur auf eine Sprache umsteigen. Natürlich dann auf Deutsch, denn Christian soll sein weiteres Leben in Deutschland verbringen. Mit Tochter hatte ich einfach Angst, mit Russisch anzufangen, denn ich wusste noch nicht, ob sie gesund ist oder ebenfalls behindert. Später Russisch lernen ohne russischsprachigen Umwelt ist sehr schwierig, sie kann das, aber sehr schlecht.
Also für mich ist das eine Tragödie, und das war auch sehr schwierig, nur auf Deutsch umzusteigen. Mit eigenen Kindern! Und wie viel haben sie verloren, wie viele Redewendungen, Sprichwörter, russischen Lieder, Gedichte, die ich kenne, kann ich ihnen gar nicht beibringen. Meine Kinder können nicht mal meine eigene Bücher lesen! Geschweige von Puschkin, Tolstoi, viele wunderbare russische Kinderautoren... Die gute sovjetische Filme soll ich ihnen übersetzen.

Und jetzt höre ich, dass "die Migranten selbst Schuld sind und sie müssen in der Familie nicht türkisch/arabisch/russisch, sondern deutsch sprechen"! Und das von einem Linken!!!
Was für eine Forderung! Er will wirklich in die Familien eingreifen und die Eltern verpflichten und bestimmen, auf welcher Sprache sie mit eigenen Kinder unterhalten sollen?!
Denn mit Kinder Heimatsprache benutzen - ist einzige Möglichkeit, dass die Kinder diese Sprache auch behalten. Spätere"Unterrichtsstunden" bringen nichts...
Dabei ist das überhaupt nicht notwendig, in der Familie Deutsch zu benutzen, denn wie gesagt, ich sehe keine Probleme bei keinem von meinen Bekannten, sie sprechen zu Hause russisch, in der Schule deutsch, und immer wird Deutsch für sie trotzdem zu Hauptsprache, denn sie unterhalten sich, verlieben, suchen den Beruf, lernen, arbeiten, plaudern mit Freunde auf Deutsch. Russisch behalten sie einfach als zusätzliche Option.
Wenn das nicht passiert, dann ist nicht die Familie, sondern die Schule und die Staat schuld. Die kleine Kinder lernen die Sprache schnell. Für ein gesundes Kind reicht ein Jahr in KiGa, und er hat dann keine Probleme mit Deutsch. Natürlich wenn es in KiGa meistens deutsche Kinder sind.
Wenn Kindergartenplätze knapp und teuer sind, wenn die rein muslimische Gruppen oder Schulklassen entstehen - das ist ein Problem, das man lösen kann ohne in die Familie einzugreifen. Das ist kein Problem von "bildungsfernen Eltern", sondern von unfähigem Staat.

Ehrlich gesagt, wirklich, ein teil von Die Linke kann morgen ruhig in NPD beitreten, weil sie entsprechende Ansichten bereits besitzen.
Obwohl natürlich diese Ansicht keineswegs Mainstream in Der Linke ist, und Böth antwortete dem Parteimitglied auch entsprechend, dass wir so was nicht denken können, weil "die Leute sind selber Schuld" (Migranten oder Hartz-4-Empfänger) ist überhaupt keine linke Idee. Und das hat sie auch gut begründet.

Sonntag, 8. August 2010

Wieder Russland...

Ich schreibe nur selten, der Grund ist klar: mein letzter freier Tag war am 4.Juli.
Das ist kein Witz! Und bis 15. August muss ich auch durchgehend noch arbeiten, ab 16. habe ich 2 Wochen Urlaub.
7-Tage-Arbeitswoche, 30, 40 Tage ohne Pause - das ist unsere Realität. So arbeiten in unserem Heim alle. Auch die Hilfskräfte, die erst jetzt endlich den Mindestlohn kriegen (auch kein großes Geld, muss ich sagen).
Vielleicht aber arbeiten wir weniger am Tag, als andere, die ganz normal ihre 5-Tage-Woche haben?
Aber eine Schicht dauert 7,5 Stunden. 0,5 Stunde davon ist angeblich Pause, aber bei solcher Belegung wie jetzt haben wir überhaupt nie Zeit um auszuruhen. Also 7,5 Stunden harter Arbeit. Ja, ETWAS weniger pro Tag als normale Arbeiter...
Ich will nicht jammern. Schließlich geht es mir besser als Arbeitslosen, ich habe die Wahl: ich kann mich immer kündigen oder kündigen lassen. Arbeitslose haben keine Wahl.
Also ich wollte Job haben, und ich habe es. Oder, eher gesagt, Job hat mich.
(Ach ja, ich will nicht wieder diese Selbstverständliche Sache wiederholen. Aber ich vergleiche ständig. Und ja, in SU wäre das unmöglich, das Recht auf freie Tage/Wochenende, Urlaub usw wurde immer gehalten! Außer vielleicht in Kriegsjahren)

Ich möchte aber wieder über Russland berichten. Schlimmste, was dort jetzt passiert, ist das Brandfeuer. Das sovjetische System vom Brandschutz wurde fast völlig zerstört, es gibt keine Hüter mehr, die den Brand früh merken sollten, keine Feuerwehrautos in Dörfern. Und es gibt Katastrophe. Die Leute berichten schreckliche Sachen, Dorfbewohner sind völlig schutzlos vor dem Feuer, die Ehrenamtlichen helfen Feuer zu löschen, haben aber nicht genug Mittel dazu. Es tut mir alles sehr weh, und ich weiß nicht, was man machen kann.

Inzwischen passieren auch die andere Sachen. Dm.Medvedev gab den Vorschlag, der bereits ernst genommen ist: die Milizija in Polizei umbenennen.
Milizija ist das Wort von SU-Zeiten und bedeutet so etwas wie "Volkspolizei".
Ich finde das ganz richtig. Denn heutige "Milizija" hat überhaupt nichts mehr mit sovjetischer gemeinsam.
Das ist wenig bekannt. Aber erst in 90-ger Jahren bekamen Milizionären die Gummistöcke - beim "schrecklichen Totalitarismus" gab es keine Gebrauch für solche Dinge. Milizionär wurde ein Bruder von Volk, der auf die Ordnung aufpasst, sein Leben in Kampf gegen Verbrecher riskiert und im Grunde genommen ein "Guter" ist (obwohl es natürlich auch mal zu Streitigkeiten kommt).
Heutige "Milizija" sind ganz normale Polizisten, nach westlichem Muster, die schlagen und töten ohne Grund; die Folter in "Milizija" ist schon lange eine ganz normale Sache, die allgemein bekannt ist. Ich würde sagen, deutsche Polizisten sind einfach Engel in Vergleich zu heutigen russischen.
Also "Polizei" ist ganz richtiges Wort dafür. Ich soll noch dazu sagen, dass das Wort "Polizei" (nicht in russischen "Polizija", sondern genau in deutscher Variante "Polizei") wird von Russen eindeutig feindlich eingeschätzt: wir alle erinnern uns sehr gut an den Krieg und an die "Polizei", die in Nazis-besetzte Gegenden existierte, und gegen die die Partisanen kämpften.
Also, gut gemacht, Herr Präsident! Weiter so.

Es gibt bereits ein paar Witze zu diesem Thema.
"Als Antwort auf die Idee von Dm.Medvedev schlagen wir vor, Medvedev in Putin umbenennen, und Putin in Medvedev. Immerhin wird das Kosten für nächste Präsidentenwahl deutlich reduzieren".

Und ziemlich scharf:
"Als Antwort auf den Vorschlag Medvedevs schlagen wir vor, Dmitry Medvedev in Nikolai Romanov umbenennen und ihm eine Reiseticket nach Ekaterinburg aushändigen"
(letzte russische Zar Nikolai Romanov wurde dort ermordet).

Dienstag, 20. Juli 2010

Würde des Menschen und bla-bla-bla....

In Altenpflege verlangt man von Personal, dass die Würde von alten, behinderten Menschen geachtet wird. Das ist auch ganz richtig. Und das tun wir meistens; ich z.B. liebe überhaupt diese Menschen und mir kommt überhaupt nicht in Kopf sie irgendwie schlecht zu behandeln, erniedriegen oder so etwas.

Aber - ob unsere eigene Würde dabei geachtet wird?
Nur ein Beispiel. Wir haben jetzt eine neue Heimleiterin. Übrigens hat sie kein abgeschlossenes Studium und darf so etwas nicht machen, aber sie wurde eingestellt (hmmm... komisch... ich habe auch nicht abgeschlossenes Studium, "nur" 8 Semester - was unterscheidet mich von dieser Dame? Schreckliche Gedanke - vielleicht, dass ich nicht Deutsche bin?!)
Sie schrieb für uns einen Vorschrift - im Grunde ganz einfach. Früher sollten wir den Müll von Wohnbereichen nur am Samstag beseitigen (weil Hausmeister nicht da ist), ab jetzt auch am Sonntagen. Klar, sachlich, nichts besonderes.
Was steht aber in Vorschrift am Ende? "Nächstes Mal wird der nicht beseigigte Müll am Montag direkt in Schwesternzimmer abgestellt, und dann, bin ich mir sicher, wird das sofort fachgerecht entfernt".

Also, wir haben noch keinen Fehler gemacht, das ist keine Schimpferei wegen unbeseitigten Müll. Das ist erstmal nur Anweisung, was wir zu tun haben. Und sie schreibt dort bereits solche Sachen. Sollen wir nicht nächstes Mal die Müllsäcke direkt vor ihrem Arbeitszimmer lagern? Damit sie persönlich diese Säcke "fachgerecht entfernt"?

So hämisch werden die Leute behandelt, die oft älter sind, als diese Dame, die Familienmütter, das betrifft auch das examiniertes Personal.

Aber das ist kein Zufall, und das ist auch keine Besonderheit von neuer Heimleiterin. So ist überhaupt in unserem Heim üblich. So sieht unser Alltag aus. Man spricht mit uns grundsätzlich so, ohne Respekt überhaupt. Und nicht-examiniertes Personal wird überhaupt wie Ungeziefer behandelt. Ich habe manchmal Gefühl, ich bin in Armee: Disziplin, Hierarchie, Ordnung, hartes Benehmen. Alle, die andere Wahl haben, laufen von unserem Heim davon.

Unsere Leitung macht auch rechtswidrige Sachen. Z.B. Pausen zwischen Schichten nur 9 Stunden. Arbeit während 18,20,25 Tage ohne einzigen freien Tag. Das muss geändert werden, und das schaffen wir vielleicht noch zu ändern (gut, wenn keiner dabei Arbeitsplatz verliert - aber im Grunde ist mir das schon egal, ich kann nicht mehr so etwas aushalten).
Aber wie man der Heimleitung beibringen kann, die Unterstehende als Menschen zu betrachten und zu respektieren, das weiß ich, ehrlich gesagt, nicht.

Donnerstag, 8. Juli 2010

Russland

Ich denke, wäre richtig, öfters über die Lage in Russland hier zu berichten. Leider habe ich sehr wenig Zeit. Aber viel Informationen, von Freunden, Verwandten und russischen Linken und Kommunisten, aus Runet überhaupt.
Also ich denke, ab und zu sollte ich auch russisch-deutsche Übersetzungen machen (umgekehrt mache ich das ständig). Wie in Russland Berichte aus Deutschland sehr unvollständig und sehr ungenau sind, so auch haben die Deutschen, auch die Linken, nicht so viel Ahnung davon, was in Russland passiert. So denken viele, z.B., dass Russland immer noch etwas von Sozialismus behalten hat. Ja, es gibt sogar (wie mein linker Freund vor kurzem gesagt hat)die Bürgermeister aus KPRF...

Dabei ist die heutige Zustand von Russland furchterregend. Von Polizeiterror muss ich später extra schreiben: dazu gehören, z.B. schon mehrere Fälle, wo die Jugendämter die kleine Kinder von politischen Aktivisten buchstäblich entführen und in die Kinderheime stecken.
Russischer Kapitalismus ist wild. Anzahl an Milliardären ist fast höchste in der Welt, 2.Platz in der Welt mit 76 Dollar-Milliardären. In Moscau kann sich selbst "Mittelschicht" mehr leisten, als entsprechende Schicht in BRD. Was passiert dabei in kleinen Städtchen und Dörfern, die aussterben?

Hier übersetze ich nur einen Brief aus vielen, die in verschiedene Hilfsfonden kommen...
Das schreibt die Mutter von 4 Kindern. Sie bekommt ab und zu jetzt etwas Kleidung und Lebensmittel von orthodoxen Hilfsfond.

http://www.rusbereza.ru/engine/family.php?id=426

"Ich konnte nicht früher schreiben, weil ich kein Geld für Briefumschlag finden konnte. Jetzt haben wir etwas Fisch gefangen, verkauft und Briefumschläge gekauft. Wir dachten, unseres Leben wird besser, es wird aber schlimmer und schlimmer. Helfen sie uns, hören sie auf unser Schreien! Wir haben sogar keine Kartoffeln. Wir müssen wahrscheinlich die Kuh verkaufen, es gibt keinen Ausweg... Wir brauchen Lebensmittel, Kleidung, Waschmittel, Seife, Zahnpaste, Schampoo, Bettwäsche, Schulsachen, Socken und vieles anderes. Ich verstehe, es gibt viele solche Leute wie wir. Aber wir haben keine Hoffnung sonst. Helfen sie uns, ich bitte sie. Wir hocken nicht einfach zu Hause, wir suchen ganzen Tag die Arbeit, nach Hause kommen wir bereits müde, kaufen etwas zu essen für das Kleingeld, die wir gelegentlich verdienen, und nächsten Tag haben wir wieder nichts zu essen. Wir brauchen Hilfe, egal, welche..."

Es gibt viele solche Briefe...

Freitag, 25. Juni 2010

Ich bin wieder da

Ich habe lange nichts geschrieben und war überhaupt wenig im Internet - inzwischen bin ich umgezogen. Aus Kostengründen, innerhalb unserer Stadt. Einfach in eine billige Wohnung in Gebiet, wo die Arbeitslosen und Kleinverdiener wohnen. Die Wohnung ist ganz in Ordnung; Wald neben dem Haus, uns gefällt hier. Diese Gegend ist nicht so gepflegt wie sonst, aber so ist auch viel besser. Also ich finde nicht, dass wir etwas verloren haben. Die Wohnung ist nur 9 m kleiner, als vorherige, dafür ist die KM 200 Euro (!!!) weniger.
Nur die Menschen verstehe ich nicht ganz. Wenn ich auf der Arbeit oder Bekannten erzähle, wohin ich umgezogen bin, machen die runde Augen: "dort kann man doch nicht leben" (warum? Keine Ahnung). Und die Tochter, die lernt schließlich in Gym, und dort sind fast ausschließlich die Kinder von anständigen Eltern - kam von der Schule und sagte "Das macht mich in der Klasse unbeliebt, dass wir jetzt hier wohnen. Die lachen mich aus".
was soll das - eine Art Getto?
Also die Menschen, die hier wohnen, sind irgendwie von 2.Sorte?
Mir ist das übrigens völlig egal, viel wichtiger, dass es uns hier bequem ist, die Nachbarn eigentlich ganz nett wirken, und das Geld vielleicht nicht so schnell auskommt.