Montag, 23. Februar 2009

Rote TV. Site-Eröffnung

Unser großes Projekt "Krasnoe TV" funktioniert jetzt als Site mit direkter TV-Translation:

http://krasnoetv.ru/

Es ist auf Russisch natürlich, aber gibt es auch die Videos in verschiedenen Sprachen.

Das ist unabhängiges eigenes Media-Projekt für die Konsolidation aller Linke in Russland.
Es gibt Musik, Zeichentrickfilme aus UdSSR, und politische Sendungen, auch selbstgemachte, von verschiedenen Ereignissen.

Eigentlich funktioniert unser Projekt schon lange und ist sehr bekannt in Rutube, 5-10 Platz.
Unsere Videos (und jetzt auch ein Paar von Jeanette dabei!) kann man hier ansehen:

http://krasnoetv.rutube.ru/

Sonntag, 22. Februar 2009

Heute ist 23 Februar


Fest der Sowjetischen Roten Armee.








Plakat von Kriegszeiten. Aufschrift: "Krieger der Roten Armee, rette uns!"

Freitag, 13. Februar 2009

Ich mache weiter. Die Leute.

Ich erzähle einfach ein paar Lebensgeschichten. Sie sind real, nur die Namen verändert.

1. Brigitte, 50 Jahre alt. War Photofachverkäuferin. Hat 3 Kinder geboren, ihr Mann war Fernfahrer. Das 2.Kind hat ADHS, also brauchte immer viel Zeit. Brigitte hat ganze Zeit, wie sehr viele verheiratete Frauen, an 400-Euro Job gearbeitet. An einer Fabrik, später als Markt-Verkäuferin. Vor einem Jahr bekam ihr Mann Arbeitsunfall, seitdem ist er nicht mehr fähig als Fahrer zu arbeiten. Er machte einen Computerkurs von AA, den Arbeitsplatz für ihn ist natürlich praktisch unmöglich zu finden. Jetzt lebt die Familie von Hartz-4. Brigitte als Verkäuferin verdient dazu noch 100 Euro (Rest wird von Hartz-4 abgezogen). Was Brigitte am meisten beunruhigt, ist ihr Mann: er ist depressiv, er weiß nicht, wie er weiter leben kann. Er hat keine Hoffnung mehr. Die ganze Familie leidet darunter.

2. Julia, 40 Jahre alt. Die Italienerin in Deutschland geboren. Sie ist geschieden und hat 2 Kinder. Tochter ist 13, Sohn ist 22 und geistig behindert, er war auch Krebspatient, und die Mutter hat ihn 19 Jahre gepflegt. Jetzt wohnt der Sohn in Pflegeheim, arbeitet in Behindertenwerkstatt. Die Mutter mit Tochter lebt von Hartz-4, sie sucht schon lange Arbeit, findet aber nichts. Hat schon ein paar mal 1-Euro-Job gemacht, man war mit ihr zufrieden, es ging aber weiter nichts.

3. Marie, 35 Jahre alt. Hauptschule, danach hat sie als Kinderpflegerin gelernt. Keine Arbeit gefunden, kam zu Altenpflege. Sie wurde als Altenpflegehelferin aufgenommen und arbeitete viele Jahre. Auf einmal aber wurde ihr Vertrag nicht mehr verlängert, seitdem kann sie keine Arbeit mehr finden. Wieso geht sie nicht weiter lernen? Man braucht Realschulabschluß, und Marie hatte immer schon gewaltige Probleme mit Mathe. Das ist auch wahr: nach Hauptschule können die Leute oft überhaupt nichts mehr, sie sind einfach unfähig noch etwas zu lernen, und das liegt nicht in ihrer "angeborenen" Fähigkeiten, das liegt in Lernqualität in Hauptschule.

4. Ute, 40 Jahre. Mit 18 machte sie Schwesterhelferin-Kurs, danach aber sofort geheiratet und Kinder bekommen. Sie hat 4 Kinder. Der Mann hat die Familie vor einigen Jahren verlassen. Ute hat zuerst ein Job in kirchlicher Organisation gefunden, das war schön: Haushaltshilfe, Alten- und Kinderbetreuung. Sie war zufrieden, und es hat gut geklappt. Plötzlich hat die Organisation alle Angestellte gekündigt, und statt dessen die Arbeitslose mit 1-Euro-Job angestellt! Das war natürlich viel günstiger. Seitdem lebt Ute mit jüngsten Kindern von Hartz-4 und sucht die Arbeit. Ihr Hobby ist - lesen und Kindergeschichten schreiben, gar nicht schlechte Geschichten übrigens.

Na ja, und was ich noch sagen soll: so was war unmöglich bei Sozialismus. Denn wirklich jeder hatte die Arbeit. Die Mütter konnten auch lernen, Vollzeit arbeiten. Natürlich, die persönliche Umstände wie krankes Kind (wie im Fall 2.) oder viele Kinder (Fall 4) konnten das Leben auch erschweren. Aber der Mensch hatte immer die Möglichkeit danach einfaches Job wie Putzfrau, Verkäuferin, Pflegehelferin finden - es gab ganze Menge Jobs. Man hatte die Hoffnung.
Und es gab keine "Hauptschulen", den Schulabschluß war gleich für alle, und alle hatten danach die Möglichkeit irgendwelchen Beruf zu lernen.

Sonntag, 8. Februar 2009

Noch eine Erklärung zu Arbeitslosigkeit

Was daran schlimm ist - nicht so materielle Seite, wie die andere.
Das Hartz-4 sehr knapp ist - noch kein Grund für Klagen. Sehen wir die andere Länder an: in heutigen Russland bekommen Arbeitslose so um 2.000 Rubl pro Monat, also 50 Euro, die Wohnung kostet schon viel mehr, also da kann man nicht überleben (allerdings ist mit Arbeit wesentlich besser, aber mit Krise kommt auch was schlimmes). In vielen Länder gibt es überhaupt keine Staatshilfe oder sehr wenig. Also müssen wir schon zufrieden sein.

Arbeitslosigkeit bedeutet eine Entwürdigung und soziale Isolation. Sie führt zu soziale Phobie, Depression, Alkoholismus usw.
Das ist schon schlimm genug. Und die Gedanke über hungernde Kinder Afrikas oder bettelarme russische Dörfer hilft nicht, sich einzureden, das uns "noch gut geht". Das IST nicht gut. Fremdes Leid ist kein Trost bei eigenem Leid.

Wie die Menschen leiden und wie stark sie nach Arbeit sehnen, auch wenn Lohn für diese Arbeit WENIGER als Hartz-4 ist - kann man aus vorherigen Post sehen: für die kostenlose 3 Monate und danach 400-Euro-Job gibt es große Konkurrenz.

Etwas von Lebenswahrheit

Ich war lange nicht hier im Blog, denn diese Woche fing meine Fortbildung an, ich hatte wenig Zeit.

Ich überlege, ob ich von meinem Privatleben hier etwas verraten darf. In russischem Blog mache ich das nur sehr, sehr sparsam, denn das heißt - einem die Waffe gegen mich in die Hand geben. Nur gestern habe ich leicht erwähnt, dass mein Kind Asperger-Syndrom hat, und sofort kam einer mit lieben Worten: "Bestimmt hat er das von Ihnen geerbt, das sieht man doch".

Und ich habe kein erfolgreiches Leben, auf die man stolz sein kann. Ich gehöre zu die Leute, die immer "so ungefähr" an Einkommensgrenze leben, die nicht mehr oder nur etwas mehr, als hartz-4 ist.
Ich habe zwar jetzt ein Job, aber es bleibt immer ungefähr so. Und ich habe dann Angst, einer könnte auch sagen "dann nur weg von hier, du bist auch keine deutsche, wieso muss es dir gut gehen". Aber genauso wie ich leben auch viele deutsche, also sehe ich kein Unterschied. Ich persönlich nehme keine deutsche Bürgerschaft, obwohl ich das darf, und ich würde schon von heute bis morgen auf den Bahnhof gehen und nach Hause fahren, wenn das nur um mich und nicht um die Kinder(besonders Asperger-Sohn) und Erlaubnis von ihrem Vater ging.

Von anderer Seite finde ich ganz wichtig, dass die Leute, denen es besser geht, erfahren, wie das Leben manchmal ist. Wir wissen viele Sachen über die Anderen nicht. Ich selbst weiß auch nicht viel. Z.B. von Obdachlosen - ich dachte, man kann doch in Deutschland immer eine soziale Wohnung oder so haben. Aber ich las eine Obdachlosen-Zeitung, da stand, viele von diesen Menschen wollen normal leben, können aber nicht. Wieso, weiß ich nicht. Aber gibt es bestimmt Gründe, die ich einfach nicht kenne.

Und ich komme zurück zu mir.
Ich habe einen Freund, der ist deutsch und in Wohlstand (na ja, in Vergleich), es sagte mir vor kurzem: "Aber in Bereich Altenpflege gibt es doch immer Arbeitsplätze".
Das meinen viele.
Ja, ich kann gut glauben, das in anderen Bereichen die Lage mit Arbeitsplätzen noch schlimmer ist.
Ich kann aber behaupten, dass in diesem Bereich es ungefähr so ist:
Das ist eine Episode von meiner Arbeitsuche (das was vor einem Jahr). Ein Dienst für Häusliche Pflege sucht Pflegehelferinnen. Grundpflege, Haushalt bei Senioren, Betreuung. Bewerbung. Vorstellungsgespräch. Man erklärt: "Wir nehmen Sie zuerst für 3 Monate Probezeit OHNE BEZAHLUNG". Ich bekam damals Hartz-4. "Nach 3 Monate stellen wir Sie ein, wenn Sie uns passen. Aber natürlich können sie nur mit 400-Euro-Job rechnen. Vielleicht eine halbe Stelle, die gibt es aber sehr selten".
Also 3 Monate kostenlos (für Hartz-4 leben, Job-Center ist einverstanden, das ist doch die "Chance"!) , dann 400-Euro-Job. Ich habe keinen Wahl, ich will trotzdem. Besser als nichts.
In einer Woche kommt Ablehnung. Ich hatte danach zufällig noch Gespräch mit Chef von diesem Dienst, und er sagte mir privat: "Sie haben uns ganz gut gefallen, sie haben Erfahrung in der Sache, schließlich, haben sie früher sogar Medizin studiert, und überhaupt fanden wir sie gut... Aber da kamen mehr als 10 Leute. Und manche hatten abgescholssene Helferin-Prüfung, 2-Jährige "Sozial-Helferin" Kurs oder so... Sie haben das leider nicht, also...".
Na ja, es ist schon klar.
Aber aufpassen:
- 3 Monate KOSTENLOS arbeiten, dann 400-Euro Job, nur wenn Chefs dich behalten wollen.
- Mehr als 10 Bewerberinnen für einen Platz.

Das ist die Lage hier in Sauerland mit Arbeitsplätze in Altenpflege.
Solchen Geschichten habe ich noch viele.
Vielleicht betrifft das nur "Versager" wie mich die aus verschiedenen Gründen keine Ausbildung haben?
Bitte schön, eine examinierte Schwester bei uns in Altenheim, die hat nur Arbeitsplatz gefunden, bis den sie 1,5 Stunden mit Zug und Bus fahren sollte, und nur halbe Stelle.
Andere meine Bekannte nach abgeschlossener Altenpflegeausbildung (3jährig) kam in private Pflegedienst. Nach erstem Lohn heulte sie: das war 600 Euro netto! Ausbildungsvergütung in 3.Jahr war etwas größer als diese Lohn. Dabei hat sie wirklich viel Mühe gegeben, diese 3 Jahre zu schaffen. Die Arbeitstelle war 75%, vollzeit gab es nicht.
Natürlich, manche haben auch Glück und sind zufrieden, es ist auch klar.

Ich kann wirklich nicht hören, wenn jemand sagt "In Altenpflege braucht man doch immer Leute".
Ja, schon, die werden gebraucht, aber am besten kostenlos.

Ich habe jetzt Job bei Lebenshilfe (ich muss dorthin auch übrigens 1 Stunde hinfahren). Und was ist das? Offiziell nennt man das "Ehrenamtliche Mitarbeit". Mit alle Steuer- und Sozialversicherungsfolgen. Ganz bequem für Lebenshilfe natürlich!
Aber ich bin sehr zufrieden. Solche Kleinigkeiten muss ich doch nicht beklagen, ich bin wirklich glücklich mit dieser Arbeit. Meine Freunden Kommunisten in Russland unterstützen die Streiks, ich frage mich, ob ich mal so was machen könnte... meine Arbeit ist so ein Glück für mich... Ne, ich bin wirklich sehr bequemer Mensch für die Arbeitgeber, ich bin für alles bereit. Und solche Leute wie mich gibt es viele. Meisten. Arbeitslosigkeit ist wie ein echter Aufseher mit Peitsche. Das tut schrecklich weh.

Ich wünsche mir sehr, sehr "Erwerbsloseinitiative" zu finden und dort etwas zu machen, denn das alles ist fürchterlich. Mein Leben ist noch gut, es gibt schlimmeres. Besonders wenn man genau weiß: es gab schon früher das Land, wo so etwas nie passieren konnte.