Mittwoch, 28. Januar 2009

Werner Holt

Letzte Zeit aus bestimmten Gründen lese ich ziemlich viel von original deutschen Literatur XX Jahrhundert (das heißt, manches lese ich in russischer Übersetzung, denn in Ru-Net kann man die Bücher kostenlos finden... aber das ist unwichtig).
Übrigens was ich früher von deutschen Autoren immer geschätzt habe: vor allem Hermann Hesse. Schon seit meiner Jugend (als ich überhaupt nicht dachte, das mein Schicksal irgendwie mit Deutschland verbunden wird) ist das mein Lieblingsautor. Steppenwolf... Glasperlenspiel... vieles anderes - das war immer bei mir in TOP.
In Russland war auch Remarque sehr populär, davon habe ich früher auch ziemlich viel gelesen.
Natürlich auch andere Autoren (z.B. Anna Segers, Brecht, beide Manns), diese zwei kannte ich aber immer ganz gut.
Jetzt las ich Böll und Grass und sonst einige westdeutschen Autoren.
Und vor kurzem entdeckte ich, was ich früher verpasst habe (denn dieses Buch war natürlich auch in SU bekannt, nur ich las das früher nicht): Noll, "Die Abenteuer von Werner Holt". Das ist aber wunderbar! Es ist so eine realistische Geschichte, die so echt ist, so aufrichtig. Man sieht wirkliche geistige Evolution des Hauptcharakters. Wie die Gute in Jungen, nämlich, die Liebe (zu Mädchen, und das ist schon eine Liebe!) lässt ihn nicht in schwarzes Loch der Grausamkeit fallen. Und das war so spannend, habe ich schon lange nicht erlebt, das ein Buch mich nicht ausschlafen lässt, und ich muss einfach bis späte Nacht lesen.
Das bekommt unbedingt mein Sohn! So wie ich gelesen habe, das war in DDR eine Schullektüre. Auch richtig! Mein Sohn wird bald 16, also auch in diesem Alter, interessiert sich genauso für Mädchen. Er würde vielleicht auch sagen "Auf Krieg gehen, das ist cool, dann muss man nicht in die Schule"... ich kann ihn so gut in solcher Situation vorstellen.

Samstag, 24. Januar 2009

UdSSR und Kinder

Gewiss, gab es in UdSSR die schlechte Seiten, die deutlich schlechter waren, als in hochentwickelten kapitalistischen Länder. Die Ursachen zu verstehen ist schon etwas komplizierter, für Fortgeschrittene, die Leute sehen nur die Unterschied: es gibt Bananen im Handel - und es gab keine Bananen früher. Das ist die Tatsache, ja.
Es gibt aber auch anderen Tatsachen.
Also wenn wir einfach vergleichen, dann vergleichen wir alles, nicht nur Wurst und Bananen.

Nehmen wir, z.B., Möglichkeiten, die Kinder in UdSSR hatten.
Ich werde lieber nicht über das heutige Schulsystem reden - nicht in Deutschland mit 3-Stufen-System und nicht in Russland, wo jetzt Chaos herrscht, und Millionen Kinder gehen gar nicht zur Schule. Das ist mir zu schlimm. Weil meine Kinder ja auch in dieses System gehören. Die gehen beide zu Gym, aber... ja, wir haben schon was erlebt. Und außerdem, es geht nicht nur um meine Kinder, es geht um alle... und das ist schlimm. In SU hatten wir 10-jährige gleiche Schulbildung für alle. Die, die nach 8.Klasse Berufsschule nahmen, bekamen dort auch die gleiche Zeugnisse, wie die normale Schüler, und alle dürften dann studieren - wenn sie Lust haben und sich zu Prüfungen vorbereiten.
Also ganz anderes System. Aber nehmen wir lieber nicht die Schule, sondern Freizeit von Kinder.
Meine Tochter besucht die Musikschule. Sie lernt Accordeon. Unterricht 1-Mal pro Woche zusammen mit anderem Schüler. Sie spielen nur Lieder und leichte Melodien. Das kostet uns 50 Euro pro Monat (könnte ich nie im Leben bezahlen, aber ihr Vater, mein Ex, ist großzügig).
Ich habe als Kind auch Klavier gelernt in einer Musikschule in meiner Heimatstadt auf Ural.
Die Programm von Musikschulen in ganzer SU war gleich.
Unsere Musikschule war auch nicht kostenfrei, die Betrag war unterschiedlich, kommt drauf an, wie groß ist Lohn von Eltern. Für solche Alleinerziehende wie ich jetzt, wäre das damals kostenlos.
Und wie haben wir gelernt? 2-Mal pro Woche Klavierunterricht mit Lehrer. 1 Mal Theorie von Musik. 1 Mal Chor (für alle). 1 Mal "Musik-Literatur", also Komponisten und Werke kennenlernen. Kinder, die andere Instrumenten lernten, hatten noch 1 Stunde "Allgemeine Klavier". Also insgesamt 5-6 Stunden nur in der Musikschule. Außerdem wurde von uns verlangt, dass wir jeden Tag zu Hause üben, 1-2 Stunden (ich, ehrlich gesagt, war ziemlich faul :)
2 Mal pro Jahr gaben wir Konzerte, und dort dürfte kein Fehler vorkommen. 4-5 Klassische Werke solltest du vorspielen, auswendig und fehlerfrei (Fehler waren wirklich selten).
Und die Klavierstunde selbst war viel komplizierter. Wir sollten die Tonleiter mit 2 Hände in jeder Tonart spielen. Übungen für Technik. Es ging nicht darum "einfach irgendwie spielen", sondern um Qualität, Technik und Gefühl.
Solche Schulen waren in jeder Stadt, kleine oder große, in jeder großen Dorf. Ich kenne manche Dorfmädchen, die auch solche Musikschule absolviert haben.
Und das war nach der übliche Schule, eine Nachmittagsbeschäftigung.
Allerdings durften nicht alle Kinder in diese Musikschule, es wurde zuerst geprüft, ob es überhaupt musikalische Veranlagung gibt. Wenn nicht, es ist auch nicht schlimm! Es gibt doch noch viele andere Möglichkeiten in Sport, Tanz, Kunst, alles mögliche. Und es gab überall auch noch "Musikkreise" in Pionierhäuser, dort wurde so gelernt, wie hier in "Musikschulen": 1-Mal pro Woche, nur Instrument, nur zum Spaß - allerdings ganz kostenlos.

Unsere Musikschulen waren nicht für zukünftige Profis gedacht. Sehr viele Kinder lernten dort, und nur wenige nahmen dann Musik als Beruf. Dieses anstrengende Lernen hat uns einfach zu Musikliebhaber erzogen. Und die Kinder lernen dabei, an sich selbst zu arbeiten.
Und es ist sehr, sehr schade, das meine Kinder diese Möglichkeiten nicht mehr haben.
Ich denke, dass liegt auch tief in Gesellschaft. Denn die deutsche Musikschule muss ihr Geld verdienen, sie kann sich nicht leisten, für jedes Kind 5-6 Stunden pro Woche geben, und nur wenige von Eltern könnten so was selbst bezahlen.
Und diese Haken gibt es überall, wo es um Kindererziehung geht.

Donnerstag, 22. Januar 2009

Antikommunismus ist Verbrechen

Krasnoe TV (das ist übrigens projekt von Rotem Stützpunkt )

http://rutube.ru/tracks/1439498.html?v=98f017594c33aceefa2ef86e48b6c1cc

Ein Video von einem tshechichen Genossen.

Wie viele Opfer in ganzem Welt Antikommunismus gebracht hat? Wie viele Menschen waren getötet unter dem Motto "gegen Kommunisten"...

Mittwoch, 21. Januar 2009



Heute ist 85 Jahre seit dem Tod von W.I. Lenin (21.01.1924)
In Moskau gehen die Leute mit Blumen zu Lenin's Mavsoleum.
Im Jahr 2008 war ich auch mal dort, zum ersten Mal im Leben (früher war ich nur kurz in Moskau).

Montag, 19. Januar 2009

Der Anwalt getötet

In Russland wurde heute Stanislav Markelov ermordet, der Anwalt von der Familie Kungaev.
Worum geht es überhaupt?
Das geht über den Prozess über Oberst Budanov, der während des Krieges in Tschetschenien Kriegsverbrechen begangen hat. Und zwar hat Budanov ein 17-jähriges tschetschenisches Mädchen Elsa Kungaev beim Verhör ermordet, das war angeblich eine Scharfsсhützerin, was aber unklar geblieben ist. Auf jedem Fall (finde ich) sollte er das nicht tun, das ist auch wirklich Kriegsverbrechen. Dafür hat Oberst Budanov 9 Jahre Gefängnis bekommen, und jetzt, nach 8,5 Jahre, also etwas früher wieder freigelassen.
Die Familie Kungaev ließ sich diese vorzeitige Freilassung nicht gefallen und wollte neuen Prozess anfangen. Stanislav Markelov war Anwalt bei dieser Sache.
Alles sieht so aus, als ob jemand von politischen Gegnern den Anwalt beseitigen wollte. Die Sache mit Budanov hat eine große Resonanz in Russland, manche feiern Budanov sogar als Held (das kann ich überhaupt nicht verstehen, gut, "er hat für uns gekämpft", aber was gibt einem Offizier Recht eine Gefangene, vielleicht sogar unschuldiges Mädchen einfach so töten?!) Also diese patriotisch-nazistisch gestimmte Leute konnten Markelov beseitigen.
Dafür spricht auch die Tatsache, das mit Markelov zusammen wurde die Frau verletzt, die Journalistin ist und pro-tschetschenisch schreibt.
Wahrscheinlich wird das auch so weiter gegeben, also z. B. in deutschen Massmedia.

Da ich informationen von verschiedenen Quellen bekomme, also wie von Nachrichten, so auch von meinen Bekannten, unter denen die Leute mit ganz verschiedenen Ansichten sind, kann ich sagen: die Sache ist unklar.
1. Es gibt Information, das Markelov gerade aus dem Prozess raus wollte. Er war müde von immer wechselnden Stimmungen und Theorien von Kungaev-Familie.
2. Es wurde sehr schnell, ungewöhnlich schnell das Andenken und Reaktion von Regierung organisiert.
3. Es kann sein, das alles nur eine Provokation ist - gegen Russland.
Man vermutet, die Sache bekommt genauso große Ruf, wie Mord an Politkovskaja.

Ich bin auf keinem Fall Fan von Budanov, auch von heutigen russischen Regierung gar nicht.
Ich bin einfach nur müde davon, dass meine Nachbarin, nachdem sie beim Fernsehen ihre Dosis "Wahrheiten" bekommt, mir ständig von "grausame Russen" erzählt.

UPD. Die Frau (Anastasia Baburova) ist auch gestorben im Krankenhaus :(

UPD2. Es kommen neue Einzelheiten. Markelov ist schon seit 2002 kein Anwalt von Kungaev, obwohl mit Budanov-Sache doch etwas gemacht hat.
Dafür hat er aber einige andere, auch sehr heiße Prozesse geführt. Gerade jetzt. U.a. hat er sich eingemischt in eine Korruption-Sache und hat die Kompromat gegen die Regierung von Moskauer-Gebiet gesammelt. Außerdem hat er andere politische Prozesse geführt.
Also es gibt auch Vermutung, das dieser Mord natürlich nicht zufällig war, mit Tschetschenien und Budanov aber keine Verbindung hat. Außer, dass die Mörder die öffentliche Meinung gerade zu diesem berühmten Prozess bringen wollten. Und damit den Frieden gegen Tschetschenien und Russland wieder stören.

Eine sehr komplizierte Sache...

Sonntag, 18. Januar 2009

Zum letzten Post

Hab gehört, das war nicht ein Witz, sondern eine echte Geschichte.
Im Polen an der Wand hat jemand geschrieben:
"Gebt uns den Sozialismus zurück!"
Am nächsten Tag stand unter diesem Graffiti das zweite:
"Wir hatten kein Sozialismus!"
Am dritten Tag kam darunter noch eine Aufschrift:
"Gebt uns zurück das, was wir hatten!"

Mittwoch, 14. Januar 2009

Sovjet Union - etwas Theorie

Letzte Zeit lese ich etwas von maoistischer Literatur, und die kritisieren SU sehr stark, weil SU sich zu kapitalistisches Land entwickelt hat.
Ich würde sagen, es ist nicht unbegründet. Ich bin einverstanden, in Sovjet Union war die Klasse von Parteibürokratie gewachsen, die Macht hatten, die Privilegien und viel mehr Luxus, als einfache Bürger hatten. Ich bin auch einverstanden damit, dass die SU-Wirtschaft seit 60-ger nicht mehr rein sozialistisch war, und auf Profit teilweise orientiert (das war Fehler).
Das ist Wahr. (Obwohl die Alternative, die diese Literatur anbietet, nämlich Stalin und Mao, ist noch schlimmer. Bei Stalin z.B. existierte auch mächtige Bürokratie, und die hatte noch viel mehr Möglichkeiten, die damalige Bürokraten konnten den unschuldigen Mensch ins Lager stecken).

Aber etwas soll ich doch dagegen sagen. SU war trotzdem eine sozialistische Land. Also die Unterschied zu dem, was ich jetzt hier und in Russland erlebe, ist riesig. SU war ganz anders. Da war der Sozialismus gebaut, obwohl er ziemlich unvollkommen war. Wie mein Bekannter sagte: das war eine Beta-Version von Sozialismus.

Die größte Unterschied, die ich sehe: die Gleichheit von Menschen.
Das ist sehr wichtig.
Das ist einfach moralisch sehr wichtig, dass die Menschen mehr oder weniger gleich leben. Ja, die Unterschied zwischen Stadt und Land existierte noch, aber wurde weniger und weniger.
Und natürlich, in einem Beruf bekommt man 300 Rubl pro Monat, in anderem 180. Es gab auch "materielle Stimulierung", Premien, Gehaltserhöhungen usw.
Aber die Unterschiede waren nicht so groß, dass sich die Menschen wirklich in Klassen oder Schichten teilten.
Ja, wir waren armer, als BRD-Bürger, aber was wir hatten - das konnte sich jeder von uns leisten.
Gut, ich selbst bin nicht neidisch, mir ist egal, dass die andere viel reicher leben. Aber was die Kinder angeht... Sind die Kinder schuld, dass ihre Eltern "Versager" sind, die arme, die "nichtsnutze"? Und dann können die Kinder nur wenig Freizeit-Angebote nutzen, sie können sich, z.B. Nachhilfeunterricht nicht leisten, sie fahren überhaupt nicht in Urlaub, bei manchen ist auch ausreichende Ernährung zu Problem. Es ist kein Geheimnis, dass die arme Kinder meistens in Hauptschule gehen und dann für ganzes Leben arm bleiben. Und dabei - die reiche, die sich praktisch alles leisten können. Ich finde, es ist nicht normal. In Russland ist alles jetzt viel, viel schlimmer, da haben die Kinder armen Eltern nicht mal normale medizinische Versorgung...
Also, die Gleichheit der Menschen finde ich sehr wichtig. Und das ist Sozialismus.
Manche sagen, dann gibt es keinen Grund für die Menschen zu arbeiten und zu streben. Unsinn. Es gibt viele andere Gründe außer nur "Geld verdienen" und Angst haben, Arbeit zu verlieren und runter zu fallen.

Aber was Wahrheit ist, und was in SU nicht erreicht wurde - nur die ehrliche Leute, die nicht an eigene Profit denken, sondern an ihres Land, sollen im Land regieren.
Es gibt auch ehrliche, uneigennutzige Menschen in Regierung von kapitalistischen Länder. Aber sie können nicht viel besser machen, nur bedingt, weil die System selbst ist faul.
Bei sozialistischem System muss wirklich ein Mechanismus existieren, die eigennutzige Menschen nicht zu Macht kommen lässt. Sonst ist die Niederlage (wie in unserem Fall) unvermeidlich. Ich finde, man kann schon solche Mechanismen ausdenken.

Gedanken und verschiedenes

Habe noch etwas Angst hierher zu schreiben. Ist mir zu ungewöhnlich. Und ich befürchte, dass mein Wortschatz zu gering ist, oder dass ich komische Fehler mache (und wie soll ich über ernste Dinge schreiben, wenn das dann komisch klingt...)
In russischem Livejornal geht letzte Zeit viel über Israel und Krieg. Ich habe auch viel gepostet und mächtigen Ärger von vielen Usern gekriegt. Bin natürlich gegen Krieg, finde, dass die Massenmorden von nichts rechtfertigen sein können. Die Interessen von beiden Seiten kann man schon nachvollziehen, aber dieser Krieg bringt nichts. Ich habe 3 Freunden-Kommunisten in Israel (ebenfalls Emigranten von Russland), die haben gleiche Meinung. Noch müssen sie nicht in die Armee (2 von Ihnen sind wehrpflichtig), wenn das kommt aber, beabsichtigen sie zu weigern. Es gibt auch andere israelitische Soldaten, die weigern nach Gasa zu gehen. Und nicht aus Ansgt ums eigene Leben, natürlich.

Freitag, 9. Januar 2009

Hallo! Ich versuche erst mit dem Bloggen auf Deutsch, die zwar nicht meine Muttersprache ist, und deswegen die Fehler vorkommen können.
Ich bin Russin, die aus privaten Gründen in Deutschland lebt.
Habe schon große Erfahrung mit einem Blog in russisch:

http://blau-kraehe.livejournal.com/

Bin auch eine Schriftstellerin, habe Romane in Russisch veröffentlicht. Habe zwei Kinder und einen Hund.

Was mir wirklich fehlt - die Kommunikation mit Deutschen überhaupt, ich fühle mich manchmal wie in einem Glas - ich sehe das Leben hinter gläsernen Wänder, kann aber nicht raus.
Diese meine Lage will ich jetzt ändern, will hier auch Freunde und Gleichgesinnte finden, und dieser Blog (da für mich Bloggen ganz vertraute Sache ist) - ist ein Beitrag dazu.