Samstag, 11. Dezember 2010

Heute in Moskau

Es ist eine nationalistische, rechtsradikale Krawalle. Sie war nicht spontan. Die Aktion wurde geplant, sie ist mindestens in 3 Städten stattgefunden: Moskau, St-Petersburg, Novosibirsk. Zu blutiger Auseinandersetzung kam nur in Moskau. Es sind mindestens 5 000 Menschen, die in der Krawalle teilgenommen haben.
Vor kurzem wurde ein Fußballfan Jegor Sviridov getötet, vermutlich von tschetschenischen "Gastarbeitern". Die Mörder wurden nicht bestraft. Die nationalistische Organisationen machten daraus eine PR-Aktion. Die Verabschiedung mit Sviridov sollte zu rechtsradikale Kundgebung werden, und das wurde es auch. In dieser Aktion nahmen viele Fußbalfans teil, später kamen auch die Vertreter von nationalistischen politischen Kräften.
Es gab Straßenkampf zwischen Radikalen und Milizija (OMON), die kräftige Jungs bewarfen die Sicherheitskräfte mit Steinen, kämpften mit Stöcken und allen, was sie auf der Straße fanden.
Gleichzeitig wurden in Zentrum Moscow, in U-Bahn-Stationen viele Kaukasier geschlagen und verletzt. Die Rechtsradikale schrien: "Russland für Russen, Moscau für Moscauer", "Ficken Kaukasus" und ähnliches.
Viele von ihnen wurden natürlich verhaftet.

Die Fotos:
Anfang
Ende

Video:

Sonntag, 14. November 2010

Russland: wie kann man so leben?


2 russische Emigranten sitzen in einem Cafe in New Jork. Einer sagt:
- Man hat uns in UdSSR ziemlich viel Lügen über Sozialismus erzählt.
- Ja, - erwidert der Zweite, - Das stimmt. Aber alles, was man uns damals über Kapitalismus erzählt hat, ist wahr.

Man soll gar nicht weit fahren, um diese Wahrheit zu begreifen. Russland selbst demonstriert das in voller Unverschämtheit.

Russischer Oligarch Wladimir Brynzalov profitiert an Pharma-Industrie. Besonders großen Profit hat er von Insulin-Handel bekommen, dabei verkaufte er die Rohstoffe von dänischer Firma, die überhaupt nicht zugelassen waren. Das kostete Gesundheitsverschlechterung bis zum Tod für viele Diabetikern.

Hier sind die Bilder vom neuen Schloss, den Brynzalov sich bauen ließ. Die Inspiration kam wahrscheinlich von alten Zarenschlösser.

















Noch mehr Bilder in größerem Format kann man hier sehen

Es gibt aber in Russland viel, viel mehr von anderen Bilder.
So sieht ein normales Altenheim aus:


Und die Straßenkinder:


Auf dem Bild mit Georgii-Streifen, Symbol von Sieg in 2.Weltkrieg, steht:
"Opa, du hast angeblich im Krieg gewonnen? Und ich will essen!"


Ich begreife 2 Sachen nicht:
- Wie konnten wir es dazu kommen lassen? Offenbar kann kein vernünftiger Mensch so etwas absichtlich zulassen.
-Warum können wir jetzt im Moment nichts tun, um die Sache zu ändern?

(ich weiß, es gibt viele Erklärungen. Aber wenn man so etwas sieht, scheinen diese Erklärungen trotzdem dumm).

Sonntag, 3. Oktober 2010

Deutsche Sprache in der Familie?

Ich las gerade die Broschüre gegen Sarrazin:

http://die-linke.de/fileadmin/download/folder/sarrazin-broschuere.pdf

Also da ist für mich nichts zu sagen.
Komischerweise ist die Standpunkt von Sarrazin nicht nur unter Bevölkerung weit verbreitet, sondern auch unter den Linken vorkommt.
Nicht oft, aber auch in Linken-Basis gibt es die Leute, die gleiche Meinungen äußern.
Als Beispiel: wir hatten vor kurzem in unserem Kreis ein Treffen mit Gunhild Böth, der linken Vizepräsidentin von NRW-Landtag. Und ein Parteimitglied stellte ihr die gleiche Fragen wie Sarrazin: angeblich seien muslimische Eltern bildungsfern, unterstützen nicht die Kinder, sprechen zu Hause türkisch, deswegen kennen die Kinder kaum Deutsch und können in der Schule nicht gut lernen.

Das hat mich echt auf die Gedanken gebracht!
Erstmal hörte ich oft Kritik an Sovjet Union, weil die Kinder von Russlanddeutschen kein Deutsch kennen. Angeblich wurde das "verboten", was, natürlich, völliger Quatsch ist, denn es gab Deutsch als Fach zu meiner Zeit fast in jeder Schule. Aber die russlanddeutsche Eltern sprachen zu hause russisch - das war bequem, auch wenn sie Deutsch früher beherrscht haben. Sie waren alle voll integriert (ja, ja, dieser arme, so viel gelittene Volk wurde in SU ab 60-ger bereits VOLL integriert und spürte in Arbeit, Bildung und Freizeit keine Unterschiede zu Russen). Und das ist angeblich schlecht, weil SU sollte irgendwie dafür sorgen, dass sie in 2., 3. usw Generation ihre deutsche Identität behalten.

Jetzt sehe ich viele Kinder von Russlanddeutschen (ich kenne nur wenige Muslimen), und in den Familien wird nie und nimmer Deutsch gesprochen. Dennoch sehe ich, dass russischsprachige Kinder in 2-3 Monaten in KiGa Deutsch lernen, keine Schwierigkeiten mit der Schule deswegen haben, und die intelligentere Eltern bemühen sich später nur darum, dass die Kinder auch ab und zu Russisch sprechen, schreiben, lesen und nicht vergessen.
Ich erhalte von meinen Landsleuten ständig große Kritik, gerade weil wir zu Hause Deutsch sprechen... weil meine Kinder kaum Russisch können. Und ja, diese Kritik ist berechtigt, das ist mein Fehler als Mutter. Aber das ist auch unsere Tragödie, denn das war einfach notwendig, mein Sohn ist Autist, er konnte bis 6 jahren überhaupt nicht sprechen, auch nicht verstehen, und wir sollten dann nur auf eine Sprache umsteigen. Natürlich dann auf Deutsch, denn Christian soll sein weiteres Leben in Deutschland verbringen. Mit Tochter hatte ich einfach Angst, mit Russisch anzufangen, denn ich wusste noch nicht, ob sie gesund ist oder ebenfalls behindert. Später Russisch lernen ohne russischsprachigen Umwelt ist sehr schwierig, sie kann das, aber sehr schlecht.
Also für mich ist das eine Tragödie, und das war auch sehr schwierig, nur auf Deutsch umzusteigen. Mit eigenen Kindern! Und wie viel haben sie verloren, wie viele Redewendungen, Sprichwörter, russischen Lieder, Gedichte, die ich kenne, kann ich ihnen gar nicht beibringen. Meine Kinder können nicht mal meine eigene Bücher lesen! Geschweige von Puschkin, Tolstoi, viele wunderbare russische Kinderautoren... Die gute sovjetische Filme soll ich ihnen übersetzen.

Und jetzt höre ich, dass "die Migranten selbst Schuld sind und sie müssen in der Familie nicht türkisch/arabisch/russisch, sondern deutsch sprechen"! Und das von einem Linken!!!
Was für eine Forderung! Er will wirklich in die Familien eingreifen und die Eltern verpflichten und bestimmen, auf welcher Sprache sie mit eigenen Kinder unterhalten sollen?!
Denn mit Kinder Heimatsprache benutzen - ist einzige Möglichkeit, dass die Kinder diese Sprache auch behalten. Spätere"Unterrichtsstunden" bringen nichts...
Dabei ist das überhaupt nicht notwendig, in der Familie Deutsch zu benutzen, denn wie gesagt, ich sehe keine Probleme bei keinem von meinen Bekannten, sie sprechen zu Hause russisch, in der Schule deutsch, und immer wird Deutsch für sie trotzdem zu Hauptsprache, denn sie unterhalten sich, verlieben, suchen den Beruf, lernen, arbeiten, plaudern mit Freunde auf Deutsch. Russisch behalten sie einfach als zusätzliche Option.
Wenn das nicht passiert, dann ist nicht die Familie, sondern die Schule und die Staat schuld. Die kleine Kinder lernen die Sprache schnell. Für ein gesundes Kind reicht ein Jahr in KiGa, und er hat dann keine Probleme mit Deutsch. Natürlich wenn es in KiGa meistens deutsche Kinder sind.
Wenn Kindergartenplätze knapp und teuer sind, wenn die rein muslimische Gruppen oder Schulklassen entstehen - das ist ein Problem, das man lösen kann ohne in die Familie einzugreifen. Das ist kein Problem von "bildungsfernen Eltern", sondern von unfähigem Staat.

Ehrlich gesagt, wirklich, ein teil von Die Linke kann morgen ruhig in NPD beitreten, weil sie entsprechende Ansichten bereits besitzen.
Obwohl natürlich diese Ansicht keineswegs Mainstream in Der Linke ist, und Böth antwortete dem Parteimitglied auch entsprechend, dass wir so was nicht denken können, weil "die Leute sind selber Schuld" (Migranten oder Hartz-4-Empfänger) ist überhaupt keine linke Idee. Und das hat sie auch gut begründet.

Sonntag, 8. August 2010

Wieder Russland...

Ich schreibe nur selten, der Grund ist klar: mein letzter freier Tag war am 4.Juli.
Das ist kein Witz! Und bis 15. August muss ich auch durchgehend noch arbeiten, ab 16. habe ich 2 Wochen Urlaub.
7-Tage-Arbeitswoche, 30, 40 Tage ohne Pause - das ist unsere Realität. So arbeiten in unserem Heim alle. Auch die Hilfskräfte, die erst jetzt endlich den Mindestlohn kriegen (auch kein großes Geld, muss ich sagen).
Vielleicht aber arbeiten wir weniger am Tag, als andere, die ganz normal ihre 5-Tage-Woche haben?
Aber eine Schicht dauert 7,5 Stunden. 0,5 Stunde davon ist angeblich Pause, aber bei solcher Belegung wie jetzt haben wir überhaupt nie Zeit um auszuruhen. Also 7,5 Stunden harter Arbeit. Ja, ETWAS weniger pro Tag als normale Arbeiter...
Ich will nicht jammern. Schließlich geht es mir besser als Arbeitslosen, ich habe die Wahl: ich kann mich immer kündigen oder kündigen lassen. Arbeitslose haben keine Wahl.
Also ich wollte Job haben, und ich habe es. Oder, eher gesagt, Job hat mich.
(Ach ja, ich will nicht wieder diese Selbstverständliche Sache wiederholen. Aber ich vergleiche ständig. Und ja, in SU wäre das unmöglich, das Recht auf freie Tage/Wochenende, Urlaub usw wurde immer gehalten! Außer vielleicht in Kriegsjahren)

Ich möchte aber wieder über Russland berichten. Schlimmste, was dort jetzt passiert, ist das Brandfeuer. Das sovjetische System vom Brandschutz wurde fast völlig zerstört, es gibt keine Hüter mehr, die den Brand früh merken sollten, keine Feuerwehrautos in Dörfern. Und es gibt Katastrophe. Die Leute berichten schreckliche Sachen, Dorfbewohner sind völlig schutzlos vor dem Feuer, die Ehrenamtlichen helfen Feuer zu löschen, haben aber nicht genug Mittel dazu. Es tut mir alles sehr weh, und ich weiß nicht, was man machen kann.

Inzwischen passieren auch die andere Sachen. Dm.Medvedev gab den Vorschlag, der bereits ernst genommen ist: die Milizija in Polizei umbenennen.
Milizija ist das Wort von SU-Zeiten und bedeutet so etwas wie "Volkspolizei".
Ich finde das ganz richtig. Denn heutige "Milizija" hat überhaupt nichts mehr mit sovjetischer gemeinsam.
Das ist wenig bekannt. Aber erst in 90-ger Jahren bekamen Milizionären die Gummistöcke - beim "schrecklichen Totalitarismus" gab es keine Gebrauch für solche Dinge. Milizionär wurde ein Bruder von Volk, der auf die Ordnung aufpasst, sein Leben in Kampf gegen Verbrecher riskiert und im Grunde genommen ein "Guter" ist (obwohl es natürlich auch mal zu Streitigkeiten kommt).
Heutige "Milizija" sind ganz normale Polizisten, nach westlichem Muster, die schlagen und töten ohne Grund; die Folter in "Milizija" ist schon lange eine ganz normale Sache, die allgemein bekannt ist. Ich würde sagen, deutsche Polizisten sind einfach Engel in Vergleich zu heutigen russischen.
Also "Polizei" ist ganz richtiges Wort dafür. Ich soll noch dazu sagen, dass das Wort "Polizei" (nicht in russischen "Polizija", sondern genau in deutscher Variante "Polizei") wird von Russen eindeutig feindlich eingeschätzt: wir alle erinnern uns sehr gut an den Krieg und an die "Polizei", die in Nazis-besetzte Gegenden existierte, und gegen die die Partisanen kämpften.
Also, gut gemacht, Herr Präsident! Weiter so.

Es gibt bereits ein paar Witze zu diesem Thema.
"Als Antwort auf die Idee von Dm.Medvedev schlagen wir vor, Medvedev in Putin umbenennen, und Putin in Medvedev. Immerhin wird das Kosten für nächste Präsidentenwahl deutlich reduzieren".

Und ziemlich scharf:
"Als Antwort auf den Vorschlag Medvedevs schlagen wir vor, Dmitry Medvedev in Nikolai Romanov umbenennen und ihm eine Reiseticket nach Ekaterinburg aushändigen"
(letzte russische Zar Nikolai Romanov wurde dort ermordet).

Dienstag, 20. Juli 2010

Würde des Menschen und bla-bla-bla....

In Altenpflege verlangt man von Personal, dass die Würde von alten, behinderten Menschen geachtet wird. Das ist auch ganz richtig. Und das tun wir meistens; ich z.B. liebe überhaupt diese Menschen und mir kommt überhaupt nicht in Kopf sie irgendwie schlecht zu behandeln, erniedriegen oder so etwas.

Aber - ob unsere eigene Würde dabei geachtet wird?
Nur ein Beispiel. Wir haben jetzt eine neue Heimleiterin. Übrigens hat sie kein abgeschlossenes Studium und darf so etwas nicht machen, aber sie wurde eingestellt (hmmm... komisch... ich habe auch nicht abgeschlossenes Studium, "nur" 8 Semester - was unterscheidet mich von dieser Dame? Schreckliche Gedanke - vielleicht, dass ich nicht Deutsche bin?!)
Sie schrieb für uns einen Vorschrift - im Grunde ganz einfach. Früher sollten wir den Müll von Wohnbereichen nur am Samstag beseitigen (weil Hausmeister nicht da ist), ab jetzt auch am Sonntagen. Klar, sachlich, nichts besonderes.
Was steht aber in Vorschrift am Ende? "Nächstes Mal wird der nicht beseigigte Müll am Montag direkt in Schwesternzimmer abgestellt, und dann, bin ich mir sicher, wird das sofort fachgerecht entfernt".

Also, wir haben noch keinen Fehler gemacht, das ist keine Schimpferei wegen unbeseitigten Müll. Das ist erstmal nur Anweisung, was wir zu tun haben. Und sie schreibt dort bereits solche Sachen. Sollen wir nicht nächstes Mal die Müllsäcke direkt vor ihrem Arbeitszimmer lagern? Damit sie persönlich diese Säcke "fachgerecht entfernt"?

So hämisch werden die Leute behandelt, die oft älter sind, als diese Dame, die Familienmütter, das betrifft auch das examiniertes Personal.

Aber das ist kein Zufall, und das ist auch keine Besonderheit von neuer Heimleiterin. So ist überhaupt in unserem Heim üblich. So sieht unser Alltag aus. Man spricht mit uns grundsätzlich so, ohne Respekt überhaupt. Und nicht-examiniertes Personal wird überhaupt wie Ungeziefer behandelt. Ich habe manchmal Gefühl, ich bin in Armee: Disziplin, Hierarchie, Ordnung, hartes Benehmen. Alle, die andere Wahl haben, laufen von unserem Heim davon.

Unsere Leitung macht auch rechtswidrige Sachen. Z.B. Pausen zwischen Schichten nur 9 Stunden. Arbeit während 18,20,25 Tage ohne einzigen freien Tag. Das muss geändert werden, und das schaffen wir vielleicht noch zu ändern (gut, wenn keiner dabei Arbeitsplatz verliert - aber im Grunde ist mir das schon egal, ich kann nicht mehr so etwas aushalten).
Aber wie man der Heimleitung beibringen kann, die Unterstehende als Menschen zu betrachten und zu respektieren, das weiß ich, ehrlich gesagt, nicht.

Donnerstag, 8. Juli 2010

Russland

Ich denke, wäre richtig, öfters über die Lage in Russland hier zu berichten. Leider habe ich sehr wenig Zeit. Aber viel Informationen, von Freunden, Verwandten und russischen Linken und Kommunisten, aus Runet überhaupt.
Also ich denke, ab und zu sollte ich auch russisch-deutsche Übersetzungen machen (umgekehrt mache ich das ständig). Wie in Russland Berichte aus Deutschland sehr unvollständig und sehr ungenau sind, so auch haben die Deutschen, auch die Linken, nicht so viel Ahnung davon, was in Russland passiert. So denken viele, z.B., dass Russland immer noch etwas von Sozialismus behalten hat. Ja, es gibt sogar (wie mein linker Freund vor kurzem gesagt hat)die Bürgermeister aus KPRF...

Dabei ist die heutige Zustand von Russland furchterregend. Von Polizeiterror muss ich später extra schreiben: dazu gehören, z.B. schon mehrere Fälle, wo die Jugendämter die kleine Kinder von politischen Aktivisten buchstäblich entführen und in die Kinderheime stecken.
Russischer Kapitalismus ist wild. Anzahl an Milliardären ist fast höchste in der Welt, 2.Platz in der Welt mit 76 Dollar-Milliardären. In Moscau kann sich selbst "Mittelschicht" mehr leisten, als entsprechende Schicht in BRD. Was passiert dabei in kleinen Städtchen und Dörfern, die aussterben?

Hier übersetze ich nur einen Brief aus vielen, die in verschiedene Hilfsfonden kommen...
Das schreibt die Mutter von 4 Kindern. Sie bekommt ab und zu jetzt etwas Kleidung und Lebensmittel von orthodoxen Hilfsfond.

http://www.rusbereza.ru/engine/family.php?id=426

"Ich konnte nicht früher schreiben, weil ich kein Geld für Briefumschlag finden konnte. Jetzt haben wir etwas Fisch gefangen, verkauft und Briefumschläge gekauft. Wir dachten, unseres Leben wird besser, es wird aber schlimmer und schlimmer. Helfen sie uns, hören sie auf unser Schreien! Wir haben sogar keine Kartoffeln. Wir müssen wahrscheinlich die Kuh verkaufen, es gibt keinen Ausweg... Wir brauchen Lebensmittel, Kleidung, Waschmittel, Seife, Zahnpaste, Schampoo, Bettwäsche, Schulsachen, Socken und vieles anderes. Ich verstehe, es gibt viele solche Leute wie wir. Aber wir haben keine Hoffnung sonst. Helfen sie uns, ich bitte sie. Wir hocken nicht einfach zu Hause, wir suchen ganzen Tag die Arbeit, nach Hause kommen wir bereits müde, kaufen etwas zu essen für das Kleingeld, die wir gelegentlich verdienen, und nächsten Tag haben wir wieder nichts zu essen. Wir brauchen Hilfe, egal, welche..."

Es gibt viele solche Briefe...

Freitag, 25. Juni 2010

Ich bin wieder da

Ich habe lange nichts geschrieben und war überhaupt wenig im Internet - inzwischen bin ich umgezogen. Aus Kostengründen, innerhalb unserer Stadt. Einfach in eine billige Wohnung in Gebiet, wo die Arbeitslosen und Kleinverdiener wohnen. Die Wohnung ist ganz in Ordnung; Wald neben dem Haus, uns gefällt hier. Diese Gegend ist nicht so gepflegt wie sonst, aber so ist auch viel besser. Also ich finde nicht, dass wir etwas verloren haben. Die Wohnung ist nur 9 m kleiner, als vorherige, dafür ist die KM 200 Euro (!!!) weniger.
Nur die Menschen verstehe ich nicht ganz. Wenn ich auf der Arbeit oder Bekannten erzähle, wohin ich umgezogen bin, machen die runde Augen: "dort kann man doch nicht leben" (warum? Keine Ahnung). Und die Tochter, die lernt schließlich in Gym, und dort sind fast ausschließlich die Kinder von anständigen Eltern - kam von der Schule und sagte "Das macht mich in der Klasse unbeliebt, dass wir jetzt hier wohnen. Die lachen mich aus".
was soll das - eine Art Getto?
Also die Menschen, die hier wohnen, sind irgendwie von 2.Sorte?
Mir ist das übrigens völlig egal, viel wichtiger, dass es uns hier bequem ist, die Nachbarn eigentlich ganz nett wirken, und das Geld vielleicht nicht so schnell auskommt.

Samstag, 1. Mai 2010

Mittwoch, 21. April 2010

Sonntag, 18. April 2010

Was sollen junge Menschen tun?

Alle jungen Hartz-IV-Empfänger sollen nach dem Willen der Bundesregierung künftig binnen sechs Wochen ein verpflichtendes Arbeits- oder Fortbildungsangebot erhalten. Das kündigten Ursula von der Leyen und Guido Westerwelle an. Eine Ablehnung des Beschäftigungsangebots soll eine Kürzung der Hartz-IV-Zahlungen zur Folge haben.

Heute habe ich mit meiner Kollegin gesprochen. Sie ist 21 Jahre alt und hat bis jetzt keinen Ausbildungsplatz gefunden.
Nach der Schule arbeitete sie als Pflegehilfe in Krankenhaus, dann in Pflegeheim - insgesamt 3 Jahre. Sie hat sich ständig um einen Platz für Altenpflegeausbildung beworben. Erst in unserem Heim hat man ihr "ja" gesagt, allerdings sollte sie noch einen Jahr als Pflegehilfe bei uns arbeiten.
Jetzt darf sie ab Herbst die Schule anfangen.
Erfolgsgeschichte? Ja, aber es geht um ganz gut gefragte Ausbildung, die qualifizierte Altenpflegerinnen sind überall gesucht, und - es ist relativ leicht, so einen Ausbildungsplatz zu finden. Relativ - schließlich ich habe auch keinen Erfolg damit.
Wie sieht es aus in anderen Branchen, die nicht so schnell entwickeln wie unsere - ist schwer vorzustellen.

Tochter von meiner Bekannte war die beste in ihrer Realschule, dann hat mit Erfolg Abitur gemacht, und wollte eine Ausbildung als Logopädin machen. Sie schrieb um 60 Bewerbungen und hat eine Zusage bekommen - von Regensburg, 600 km von unserer Stadt.
Es geht nicht um Astronauten-Ausbildung, es geht um Massenberuf, um ganz normalen Beruf. Und das Mädchen hatte Abitur und sehr gute Noten - was sollen dann die machen, die keine so gute Schulabschluss schafften?

Also einen Ausbildungsplatz für jungen Mensch zu bekommen ist sehr, sehr schwierige Aufgabe.
Nach der Schule sollst du am besten einen "Sozialen Jahr" machen, also fast kostenlos arbeiten, dann wieder ohne Ausbildung - also für Geld, nur etwas höher als Hartz-4-Satz arbeiten, und wenn du Glück hast, darfst du vielleicht einmal auch eine Berufsausbildung machen.
Wenn du aber nicht hart und für kleines Geld arbeiten willst, wirst du einfach gezwungen.
So muss man das Leben anfangen. Von der Leyen hat natürlich Recht: junge Mensch soll sich nicht an Langzeitarbeitslosigkeit gewönnen.
Junge Mensch soll BERUF LERNEN. Und nicht in "Fortbildungsmaßnahmen", die nichts bringen, sondern in normalerAusbildung.
Aber diese Möglichkeit kann die Regierung nicht geben. Ausbildungsplätze sind knapp, und so wird es auch bleiben.
Die Regierung kann nur die Menschen bestrafen - und das soll angeblich Erfolg bringen.

Ach ja, ich will doch nicht radikal sein... vergessen...

Übrigens, eine Genossin hat versprochen meine Beiträge zu redaktieren, also ich hoffe, es wird bald weniger Fehler geben :)

Wenn ich Spiegel mal lese...

Es ist einfach schmutzig. Es ist natürlich nichts neues daran, aber - wie kann man so auf Dummheit von Lesern hoffen?

Also Die Linke in NRW vorbereitet sich zu Landtagswahl. Wir in Sauerland machen auch einiges: Plakatten aufhängen, Materialien in Briefkästen verteilen, an Stand die Leute werben; also es gibt jetzt viel zu tun.

Ich will nicht radikal sein. Ich glaube (hm...mm) an Möglichkeiten von Demokratie und das man einfach seine Meinung sagen darf, und die Partei, die diese Meinung vertritt, darf auch im Kampf um einen Platz in der Regierung teilnehmen.

Und dann lese ich so was: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,689345,00.html

Also natürlich der wichtigste Schwerpunkt von Die Linke überhaupt ist - legalisierung weicher Drogen.
Alles andere ist unwichtig. Natürlich! Gegen Erhöhung der Mehrwehrsteuer, für Mindestlohn usw - alle diese Fragen können meiste Leser der Spiegel mit Linke teilen! Deswegen lieber nichts dazu sagen, also fast keinen sachlichen Inhalt - nur versuchen, Die Linke wie ein Schar von gefährlichen Idioten vorzustellen.
Wegen weicher Drogen bin ich persönlich nicht sicher, dass ist für mich auch problematische Punkt. Aber in Programm steht dieser Punkt nicht allein, sondern daneben werden auch die Maßnahmen vorgeschlagen über Aufklärungsunterricht für die Schüler, Hilfen für Ausstieg von Drogen u.a. Aber das klingt doch zu vernünftig für Spiegel! Lieber nur einen Punkt nehmen und damit die konservative Leser richtig erschrecken. Und über alles andere schweigen.

Die Aussagen von CDU: "Die Zeit, in der die Entwicklung der Linksradikalen mit einem wohlwollenden 'Augenzwinkern' betrachtet wurde, ist vorbei", heißt es im "Rotbuch" - und dann wird aufgelistet, was bei einer Regierungsbeteiligung der Linken zu erwarten sei."

Bitte schön - ist das wirklich so, und Die Linke ist eine radikale Partei?
Also sich einfach etwas andere Geldumteilung in Gesellschaft zu wünschen, in normalem demokratischen Leben zu beteiligen - das alles ist radikal?
Dabei sind die "normalen" Genossen in der Linke, wenn sie nicht zu KPF gehören, keine Anhänger von DDR, von Sozialismus überhaupt. Alles, was sie wollen, steht auch in Prinzip auch in soziale Konzeption von Katholischer Kirche: etwas mehr Geld für die Armen, die Reichen sollten ein bisschen teilen. Und das ist schon radikal? Dann ist auch der Papst ein radikaler Sozialist.

Eigentlich so macht man die Menschen zu richtigen Radikalen - wenn man sie zuerst so nennt, obwohl sie überhaupt keine Radikalen sind.

Sonntag, 11. April 2010

Tag der Weltraumfahrt


Heute ist unser Fest.
12 April 1961 ist Juri Gagarin als erster Mensch in Weltraum geflogen, und so wurde die neue Ära in menschlicher Geschichte eröffnet.

Mittwoch, 7. April 2010

Deutsches Bildungssystem

Mein Sohn hat mir ein Paar Videos dazu empfohlen.

http://www.youtube.com/watch?v=pb5qYzAplA4&feature=related

Wie komme ich in die Hauptschule?



http://www.youtube.com/watch?v=2DB5GUiuISs&playnext_from=TL&videos=0mpdzzVdDEI

Deutsches föderales Bildungssystem - Das Spiel des Jahres (ab 6 Jahre)

Samstag, 27. März 2010

So setze ich mich manchmal für Deutsche ein!

Lange habe ich nichts geschrieben. In unserem Heim hatten wir Magen-Darm-Infektion, das heißt: zuerst sehr viel, anstrengend, ohne Pause gearbeitet, alle wichtige Termine, wie persönliche, so auch politische, verpasst; dann wurde ich selbst krank.
Jetzt scheint es besser zu werden, und ich finde wieder Zeit hier etwas zu schreiben.

For kurzem hat ein ziemlich bekannter Publizist Krylov von rechtspopulistischer Richtung in russischem LJ Artikel geschrieben, zum Thema Krieg (das heißt, natürlich, 2.Weltkrieg).
Krylov meinte folgendes:
"Es gibt ein bekanntes Sprichwort: unsere Großväter haben Faschismus besiegt. Das ist Quatsch. Sie haben nicht gegen irgendwelche "Idee" oder "Lehre" gekämpft. Sie kämpften gegen Deutschen. Das ist normal. Russen und Deutschen haben oft gegeneinander gekämpft. Und überhaupt verschiedene Nationen haben eigene Interessen. Wir müssen natürlich stolz sein: wir haben unsere Heimat verteidigt und wir haben besiegt. Aber das war Krieg gegen Deutschen, nicht gegen irgendwelche "Faschisten", trotz sovjetischen Propaganda, und die Menschen haben einfach gegen fremde, gegen "Fritz" gekämpft".

Ich muss sagen, dass diese Artikel sehr viele Abneigung getroffen hat, und viele Leute, selbst die russische Nazis aus gleicher Bewegung, äußerten Krylov Unzufriedenheit und waren mit seiner Idee nicht einverstanden.
Einer z.B. hat vorgeschlagen die Briefe von sovjetischen Soldaten zu lesen, wo sie ständig schreiben: Faschisten, Deutsche Faschisten... Also die Leute wussten ganz genau, welcher Feind vor ihnen steht.

Ich habe dazu einen eigenen Post geschrieben. http://blau-kraehe.livejournal.com/743020.html
Hier möchte ich den gerne übersetzen.

Man sagt, "Unsere Großväter kämpften gegen die Deutschen".
Welche Deutschen das waren?
Vielleicht war das dieser Mann?


Geht nicht, er versuchte Hitler zu explodieren, wurde gefangen und blieb bis Kriegsende in Dachau, wo er auch hingerichtet wurde.


Oder gegen diese junge Menschen? Nein, man hat ihnen in München Köpfe abgeschlagen.


Was ist mit diesem Man? Meine Großväter kämpften auch nicht gegen ihn: dieser bekannte deutsche Theologe wurde von eigenen Landsleuten getötet.

Und das sind wieder ganz echte Deutschen:



Also meine Großväter kämpften nicht gegen DIESE Deutsche. Sie kämpften gegen andere Deutsche - gegen Faschisten.
Und ich persönlich bin stolz, dass meine Großväter und diese Deutsche von Bilder auf einer Seite kämpften.

Montag, 8. März 2010

Internationaler Frauentag


Herzlichen Glückwunsch allen Frauen!
Wir sollen uns stark machen.



Ich und meine Genossinen aus Die Linke gratulierten heute die Verkäuferrinnen in vielen Billig-Läden in unserer Stadt, verteilten auch auf der Straße Bonbons und Linke-Frauenzeitungen.

Solche Aktionen hat Die Linke in vielen Städten gemacht.
Ich finde es toll, dass die Frauen einmal daran erinnert werden, dass es so ein Tag gibt, und dass wir für unsere Rechte kämpfen müssen.

Dienstag, 2. März 2010

Ein paar Gedanken zu Thema Sport

Russland ist traurig: so schlimm wie in diese Olympiade war für uns noch nie. 11 Platz allgemein; nur 3 "Gold", in Vergleich zu frühere Zeiten ist das eine Katastrophe.
Wenn wir nur Winterspiele nehmen, war das so:
1992 2 Platz, 23 Medaillen, 9 Gold
1996 1 Platz, 23 Medaillen, 11 Gold
1998 3 Platz, 18-9
2002 5 Platz, 13-5
2006 4 Platz 22-8
2010 11 Platz 15-3

UdSSR hat ständig 1-3 Platz erhalten. Unsere Eishockey-Mannschaft und Eiskunstläufer sind schon seit ungefähr 50 Jahren ständig die Gewinner. Und jetzt ist die Ende von dieser Tradition, wahrscheinlich, endgültige Ende.

Alle sind einig: diese Niederlage ist keinesfalls zufällig, weiter wird nicht besser, und die Ursache ist ganz klar. Komischerweise solidarisieren sich Kommunisten, Liberale, Patrioten, Nationalisten, Rote, Weiße und Orange, denn das ist einfach die Wahrheit die sich nicht verleugnen lässt:
Die Erbe von UdSSR ist schon fast verbraucht. Wir haben nichts mehr (Publizist K.Krylov - normalerweise antikommunistisch).
Das passiert in allen Lebensgebieten: alles in Russland geht zugrunde. Werke, Waffen, Schulsystem, Hochschule, Medizin... Jeder Fachmann kann eigene Geschichte von heutigem Zerfall erzählen, auch wenn er selbst UdSSR hasst.
Nur in Sport ist das besonders überschaubar. Das sieht einfach jeder: Zahl von Medaillen, Platz, konkrete Ergebnisse.
Einziges Gebiet, wo Russland besser als UdSSR ist: Gewinnung von Öl.

Olympische Spiele kann nur das Land gewinnen, wo auch die Massen, besonders Kinder, breite Möglichkeiten haben, Sport zu treiben.
Garry Kasparov, Weltmeister in Schach, heute liberale Opposition:
"Warum hatte UdSSR viele Schachweltmeister, und USA hatten nur einen Fischer? Weil wir konnten aus 3-4 Millionen Spieler auswählen, und USA nur aus 50 Tausende, buchstäblich nur New-York und Chikago".

Was mich betrifft, war ich total unsportlich als Kind: ständig krank, mit bronchiale Asthma, nicht besonders geschickt in Bewegungen. Dennoch mit 12 Jahren habe ich auch angefangen, Sport zu treiben, und das klingt jetzt in kapitalistischem Land fast unglaublich. Denn:

- Wir hatten nicht 1, sondern 4 Trainingseinheiten in der Woche. Dazu noch oft am Sonntag Ausflug zu verschiedene Landschaften, was bei diesem Sportart nötig ist.
- Sportart heißt Orientierungslauf. Kompaß, Sportkarten und im Winter eigene Ski mit Zubehör - das alles hat jeder von uns kostenlos bekommen.
- Jedes Jahr fuhren wir zu Sportlager. Im Winter 2 Wochen (Winterferien), im Sommer 4 Wochen in "normalem" Pionierlager (also normale bequeme Häuser) und noch 2 Wochen Zeltlager im Wald.

Und DAS ALLES - Trainer, Zubehör, Unterricht, Ausflüge, Lager - war für unsere Eltern VÖLLIG kostenlos!!!
Selbst den Weg ins Lager sollten sie nicht bezahlen. Nicht die Verpflegung (sehr gute übrigens), nicht die Gebühren oder noch so etwas. Na ja, für meine Freundin, die wirklich Erfolg hatte, haben ihre Eltern die bessere Sportski selbst bezahlt. Aber das war ihr Wunsch, war auch nicht unbedingt nötig.
Diese Erinnerungen aus Sportlager, mit Freunde, mit viel Sport, Wald, See, Freizeit, Ausflüge, Spiele, Lieder mit Gitarre - das sind die beste Erinnerungen meines Lebens.

Noch einmal: ich hatte keine Perspektive, ich war unsportliches, krankes Kind, ich habe nie einen Sieg oder Titel erreicht, und es war auch klar, dass ich das nicht schaffe. Und dennoch haben meine Eltern das alles für mich völlig kostenlos bekommen.
Natürlich tat das meiner Gesundheit sehr gut. Ich habe gelernt, 10- und 15 km lang zu laufen, meine ständige Erkältungen hatte ich nicht mehr, meine Asthma wurde viel leichter. Ich wurde, und bleibe auch jetzt ein gesunder Mensch, der auch weiß, was Selbstüberwindung und Wille heißt.
Und das war keinesfalls einzigartige Geschichte: viele haben ähnliches erlebt.
Es wundert mich nicht, das dieses Land auch gute Erfolge in Olympischen Spielen erzielt hat.

Es tut mir nur sehr leid um meine eigene Kinder: sie haben diese Möglichkeiten nicht mehr, obwohl wir eigentlich nicht in heutiger Russland, sondern in reicher Deutschland gelandet sind. Und es tut mir auch leid um meine Heimat. Nicht weil ich mich für Sport interessiere - das überhaupt nicht. Sondern nur weil das noch ein Zeichen von Zerfall ist, Zeichen von Ende.

Freitag, 19. Februar 2010

Geringverdiener gegen Arbeitslosen

Ich habe an Elo-Forum erfahren, dass ARD-Magazin versucht, die Leute, die gering verdienen, gegen Arbeitslosen hetzen, dafuer suchen sie jetzt die Geschichten von Geringverdienern.

http://www.daserste.de/moma/beitrag_dyn~uid,zja9et349a2grhj3~cm.asp

Ich habe auf genannte Email sofort Brief geschrieben. Mit folgendem Text:

Hallo!

Ich arbeite als Altenpflegehelferin, 30 Stunden (dazu noch Überstunden,.also bis zu 40 und mehr) pro Woche. Dafür bekomme ich Netto 730 Euro pro Monat. Meine 2 Kinder bekommen Unterhalt von Vater, in Höhe von 550 Euro. Dazu noch Kindergeld.
Das ist etwas mehr, als Hartz IV, ungefähr 200 Euro pro Monat mehr.
Ich will nicht jammern, aber z.B. eine Tüte Lebensmittel von Tafel ist schon eine Hilfe für uns.
Und JA, ICH WILL, DASS DER HARTZ-4-REGELSATZ ERHÖHT WIRD.
Die Gründe:

1. Angenommen, die Vorschläge von Herrn Westerwelle würden durchkommen, und Arbeitslose bekommen noch weniger oder einfach aushungern müssen.
Dann steigt meine Angst, Arbeitsplatz zu verlieren, einfach enorm. Und ich lebe sowieso in Stress.
Und mir ist völlig klar - je niedriger Arbeitslosengeld, desto weniger Hoffnung habe auch ich einmal besseren Lohn zu kriegen. Wozu denn soll dann der Arbeitgeber sich bemühen - ich arbeite einfach aus Angst, weil sonst meine Kinder verhungern.

2. Es gibt überhaupt keine Notwendigkeit, die Menschen noch mehr in die Enge zu treiben. Meine Arbeitgeber haben keine Probleme damit, neue Leute zu finden - es gibt schon ganze Menge Bewerbungen, die Frauen nehmen diese Arbeit gerne auf, obwohl sie dabei wenig verdienen und angeblich "keine Anreize zu Arbeit" haben.
Es gibt nicht genug Arbeitsplätze. Ich habe selbst diesen Arbeitsplatz 2 Jahre lang gesucht, alles ausprobiert, zusätzliche Kurse gemacht, 1-Euro-Jobs. Und ich glaube NIE IM LEBEN, dass es einfach zu viel faule Leute gibt. Gut, vielleicht gibt es auch faule. Und trotzdem gibt es auch mehr als genug fleißige, um Konkurrenz für jede schlecht bezahlte Stelle zu machen.
Ich arbeite gut, aber ich bin nicht dafür interessiert, diese Konkurrenz noch weiter steigern zu lassen!

3. Angenommen, ich würde besser verdienen. Aber sehen, wie die andere Leute untergehen, und schon ihre Existenz nicht mehr gesichert wird, wie sie obdachlos werden und hungern?
Kann dann jemand mit reinem Gewissen weiter leben?
Kann man teure Autos kaufen, in Urlaub fahren, sich Spaß leisten, wenn daneben die Kinder nichts zu essen haben, nur weil das angeblich "ungerecht" ist, ihnen ein normales Leben zu ermöglichen? Was ist mit Gewissen?

Ich glaube, sie liegen ganz falsch mit ihrer Idee, die Geringverdiener auf Arbeitslosen zu hetzen.
Wenn man nur ein bisschen denken kann, wird er nie so was behaupten, dass Hartz-IV-Regelsatz ungerecht "zu groß" ist!
Nein, das sehe ich anders - unsere Löhne sind zu niedrig!

Mit Grüßen,


Allerdings, die russische Mass-Media wuerden in diesem Fall nur 1 Absatz von meinem Brief zitieren (wo ich erklaere wie wir leben) und anderes einfach auslassen. Die Erfahrung ist vorhanden.
Trotzdem will ich versuchen.

Dienstag, 16. Februar 2010

Ein paar Worte zu meiner Arbeit

Was bedeutet "Qualität der Pflege" in einem Altenheim? Viele Kleinigkeiten: z.B. dass die Zimmer von Bewohner sauber aufgeräumt sind, dass die Bewohner ständig Getränke bekommen, dass die Untergewichtige zusätzliche Mahlzeiten zwischendurch bekommen, dass die Bewohner betreut sind, mit ihnen spricht jemand, geht auf ihre Wunsche an... ach ja, und am wichtigsten: dass jede Schritt ganz genau dokumentiert ist, in Computer eingetragen, in unzählige Mappen eingeheftet.
Denn die Prüfer schauen in erster Linie auf Dokumentation und nicht auf das, ob der Alte sich einsam und verlassen fühlt...

Also mit "Qualität der Pflege" ist alles klar. Haken ist nur: diese Qualität wird überall nur durch kostenlose Arbeit von Menschen erreicht.
Früher arbeitete ich bei Caritas, da waren ständig kostenlose Kräfte dabei: Praktikanten, 1-Euro-Jobber. Ich war auch schon mal in dieser Position. Diese Menschen arbeiten nur aus Hoffnung einmal in die richtige Arbeitsverhältnisse zu kommen.
Manchmal waren in einem Wohnbereich 2-3 von diesen unbezahlten Menschen, und sie haben die gute Qualität ermöglicht: Bewohner hatten immer die Getränke vor sich, den Bedürftigen wurde Essen und Trinken gereicht, Gesellschaftspiele und Spaziergänge durchgeführt, alles mögliche abgewaschen usw.
Für Pflegepersonal ist das einfach unmöglich wegen Zeitmangel.

Jetzt arbeite ich in einem privaten Heim, und bei uns gibt es nur sehr selten Praktikanten und keine 1-Euro-Jobber.
Deswegen wird oben genannte Qualität durch kostenlose Arbeit von Mitarbeitern erreicht.
Wenn meine Schicht 7 Stunden dauert, wird davon immer nur 6,5 Stunden bezahlt, denn ich laut Gesetz eine Pause haben soll. Nur ein Problem: keiner von uns macht die Pause. Wir arbeiten einfach durch. Wir haben keine Zeit um hinzusetzen, etwas trinken und essen. Also schenkt jeder Mitarbeiter jeden Tag dem Heimbesitzer 0,5 Stunde von kostenloser Arbeit.
Das ist nicht alles. Wenn Schicht bis 13.00 dauert, gehe ich meistens um 13.30 oder 14.00 nach Hause. Und das ist auch wieder "ganz normal". "Alle machen so, wieso sollst du anders machen- das wäre unkollegial".
Man darf gehen - in die Pause oder nach Hause - "nur wenn ganze Arbeit gemacht ist".
Ich habe die Wahl: in die Pause gehen, aber dann z.B. Dokumentation für spätere Zeit lassen und halbe Stunde später nach Hause abhauen.
Etwas dagegen unternehmen? Jawohl! Wir sprechen mit Chefs, und die machen nur große Augen: natürlich, IHR SOLLT die Pausen machen, das ist doch ihr Recht.
Und "ihr sollt" auch pünktlich Feierabend machen.
Nur, fügen sie hinzu, die Arbeit muss gemacht werden.
Und zu Arbeit gehört die Qualität. Also muss ich alles gewährleisten: Getränke, Sauberkeit, Zwischenmahlzeiten, besondere Aufsicht auf manche Bewohnern, Schränke aufräumen, und das alles zwischendurch, außer eigentlichen Aufgaben (Waschen, Anziehen, Toilette, Essen verteilen usw). Und das kann man nur gewährleisten, wenn man mehr arbeitet, als es bezahlt wird. Anders geht nicht!
Das System ist einfach so eingerichtet. Die Chefs können keine Leute mehr einstellen, mehr wird nicht von Pflegekasse bezahlt. Es gibt einfach unrealistische Erwartungen an Pflegepersonal, die nur erfüllt werden können, wenn jemand unbezahlte Leistungen bringt, sei es 1-Euro-Jobber oder einfach Pflegepersonal.
Wir haben meistens befristete Arbeitsverträge. Und wir sind alle trotzdem sehr glücklich, dass wir einen Arbeitsplatz haben. Bei Pflegehilfskräfte bekommen dabei die Bezahlung 7,5 Euro pro Stunde, was für manche so viel wie Hartz-4 bedeutet.
Nur manchmal denke ich, dass es hier etwas nicht stimmt.
Schließlich bei Kommunismus werden die Leute auch nicht wegen Geld arbeiten sollen. Sondern weil sie nützlich sein wollen, und die Arbeit interessant ist. Das ist auch gut so.
Nur in dieser Gesellschaft fühlt man sich dann wie ein Dummer... Weil meine Kinder und ich - wir brauchen einfach dringend Geld, und das fehlt uns gewaltig. Und die Leute, die von mir kostenlose Arbeit verlangen, haben dieses Problem nicht.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Neuer Versuch

Ich habe mir überlegt, ob ich nicht von neuem versuchen soll.
Erstens, brauche ich noch dringender Praxis in meinem Deutsch.
(Liebe Leser, wenn ihr grammatische Fehler merkt, wäre nett, wenn sie mir das sagen, denn nur so kann ich lernen).
Zweitens, sind in letzte Zeit meine Interessen viel praktischer geworden, und die Austausch hier ist für mich schon interessant. Ich denke nicht nur an die Zeit, wann ich wieder in die Heimat zurückkehren kann, sondern ich will Hier und Jetzt leben. Also in Deutschland. Die ich inzwischen liebe - nicht so wie sie ist, sondern so wie sie sein könnte.
Drittens, es gibt jetzt noch weitere interessante Blogger, mit denen man austauschen kann.

Also, was mit mir in letzte Zeit passierte:
Erstens, fast ein Jahr habe ich einen festen Arbeitsplatz. Und die Arbeit mag ich, ich wollte zwar mal Ärztin werden und habe 8 Semester Medizin studiert, aber die Pflege ist auch gut, da sind die Menschen, die mich brauchen, das finde ich toll. Ich arbeite als Altenpflegehelferin (denn ich überhaupt keine abgeschlossene Ausbildung besitze, das ist eine lange Geschichte).
Allerdings bringt mir dieser Arbeitsplatz keine materielle Freude, nur die geistige :) Denn ich habe jetzt weniger Geld, als ein Hartz-4-Empfänger: ich verdiene ein bisschen mehr, aber bezahle viel mehr für Transport.

Zweitens, bin ich in Die Linke eingetreten. Denn in unserem kleinen Städtchen gibt es von linken Parteien nur Die Linke, und sie ist auch sehr klein. Ich habe einige Monate mitgeholfen, auch bei Bundestagwahlkampagne, und dann eingetreten. Und zwar zu KPF, denn das ist ja meine Überzeugung. Also das ist nicht weil ich Die Linke so sehr mag, aber ich finde, man soll was praktisches machen, und das ist nur möglich, wenn man Kontakte hat und zusammen mit anderen arbeitet.

Ich schreibe jetzt seltener in meinen russischen Blog
http://blau-kraehe.livejournal.com/

Dafür habe ich dort russischsprachige Community eingerichtet, wo ich die russische Leser (und davon gibt es sehr viele) über Ereignisse in Deutschland von linken Ansicht informiere.

http://community.livejournal.com/ru_die_linken/

Übrigens, habe ich nichts dagegen, wenn jemand von Deutschen dran schreibt! Allerdings soll man sich bei Livejournal anmelden. Also wenn es auf Deutsch ist, ist nicht schlimm - ich kann übersetzen, und manche Leser von Community beherrschen auch Deutsch.

Denn sonst bekommen die Leute in Russland die Information über Deutschland nur von liberale Journalisten. Und die Ansichten sind sehr weit von Wahrheit.

Also versuche ich wieder hier zu schreiben, aber ich weiß nicht, ob das oft wird, und ob das überhaupt klappt.