Mittwoch, 14. Januar 2009

Sovjet Union - etwas Theorie

Letzte Zeit lese ich etwas von maoistischer Literatur, und die kritisieren SU sehr stark, weil SU sich zu kapitalistisches Land entwickelt hat.
Ich würde sagen, es ist nicht unbegründet. Ich bin einverstanden, in Sovjet Union war die Klasse von Parteibürokratie gewachsen, die Macht hatten, die Privilegien und viel mehr Luxus, als einfache Bürger hatten. Ich bin auch einverstanden damit, dass die SU-Wirtschaft seit 60-ger nicht mehr rein sozialistisch war, und auf Profit teilweise orientiert (das war Fehler).
Das ist Wahr. (Obwohl die Alternative, die diese Literatur anbietet, nämlich Stalin und Mao, ist noch schlimmer. Bei Stalin z.B. existierte auch mächtige Bürokratie, und die hatte noch viel mehr Möglichkeiten, die damalige Bürokraten konnten den unschuldigen Mensch ins Lager stecken).

Aber etwas soll ich doch dagegen sagen. SU war trotzdem eine sozialistische Land. Also die Unterschied zu dem, was ich jetzt hier und in Russland erlebe, ist riesig. SU war ganz anders. Da war der Sozialismus gebaut, obwohl er ziemlich unvollkommen war. Wie mein Bekannter sagte: das war eine Beta-Version von Sozialismus.

Die größte Unterschied, die ich sehe: die Gleichheit von Menschen.
Das ist sehr wichtig.
Das ist einfach moralisch sehr wichtig, dass die Menschen mehr oder weniger gleich leben. Ja, die Unterschied zwischen Stadt und Land existierte noch, aber wurde weniger und weniger.
Und natürlich, in einem Beruf bekommt man 300 Rubl pro Monat, in anderem 180. Es gab auch "materielle Stimulierung", Premien, Gehaltserhöhungen usw.
Aber die Unterschiede waren nicht so groß, dass sich die Menschen wirklich in Klassen oder Schichten teilten.
Ja, wir waren armer, als BRD-Bürger, aber was wir hatten - das konnte sich jeder von uns leisten.
Gut, ich selbst bin nicht neidisch, mir ist egal, dass die andere viel reicher leben. Aber was die Kinder angeht... Sind die Kinder schuld, dass ihre Eltern "Versager" sind, die arme, die "nichtsnutze"? Und dann können die Kinder nur wenig Freizeit-Angebote nutzen, sie können sich, z.B. Nachhilfeunterricht nicht leisten, sie fahren überhaupt nicht in Urlaub, bei manchen ist auch ausreichende Ernährung zu Problem. Es ist kein Geheimnis, dass die arme Kinder meistens in Hauptschule gehen und dann für ganzes Leben arm bleiben. Und dabei - die reiche, die sich praktisch alles leisten können. Ich finde, es ist nicht normal. In Russland ist alles jetzt viel, viel schlimmer, da haben die Kinder armen Eltern nicht mal normale medizinische Versorgung...
Also, die Gleichheit der Menschen finde ich sehr wichtig. Und das ist Sozialismus.
Manche sagen, dann gibt es keinen Grund für die Menschen zu arbeiten und zu streben. Unsinn. Es gibt viele andere Gründe außer nur "Geld verdienen" und Angst haben, Arbeit zu verlieren und runter zu fallen.

Aber was Wahrheit ist, und was in SU nicht erreicht wurde - nur die ehrliche Leute, die nicht an eigene Profit denken, sondern an ihres Land, sollen im Land regieren.
Es gibt auch ehrliche, uneigennutzige Menschen in Regierung von kapitalistischen Länder. Aber sie können nicht viel besser machen, nur bedingt, weil die System selbst ist faul.
Bei sozialistischem System muss wirklich ein Mechanismus existieren, die eigennutzige Menschen nicht zu Macht kommen lässt. Sonst ist die Niederlage (wie in unserem Fall) unvermeidlich. Ich finde, man kann schon solche Mechanismen ausdenken.

2 Kommentare:

  1. Danke Yana, ist ja vom Ansatz her wohl ein Problem, das jedes sozialistische Land hatte. Sozialistisches Bewußtsein bildet sich nicht in 10, 20 oder 60 Jahren aus...
    Für mich ist auch wichtig: Ja, wir waren ärmer, aber was wir hatten, konnte sich jeder leisten... ein wahrer Satz. Ich kann mich noch an mein Entsetzen erinnern, als ich die ersten Obdachlosen früh morgens mit ihren Schlafsäcken sah. Ich war sicher nicht auf das Warenangebot in den Kaufhäusern vorbereitet, aber auf diese Gegenseite auch nicht.

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  2. Bei euch muss das alles überhaupt ein Schock sein - so plötzlich auf neues umsteigen!
    Ich bin nach Deutschland in 1993 gekommen, als bei uns schon fast Hunger war (wegen Perestroika). Und hier dachte ich zuerst - es ist ein Wunder!
    Und in 5 Jahren bin ich wieder nach Russland gefahren, und sah in meinem Heimatstadt die Bettelkinder, die Straßenkinder... Und die Obdachlosen, die im Winter in Kanalisation schlafen.
    Und die Leute da, die merkten das nicht, sie fanden das schon ganz normal, weil das nur langsam angekommen ist. Und für mich war das Schock. Schrecklich.
    Jetzt sagt meine Mutter: es gibt schon nicht mehr so viel Obdachlosen. Die erste Opfer von Perestroika sind schon am meisten tot.
    Aber das war doch früher nicht so!

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