Samstag, 24. Januar 2009

UdSSR und Kinder

Gewiss, gab es in UdSSR die schlechte Seiten, die deutlich schlechter waren, als in hochentwickelten kapitalistischen Länder. Die Ursachen zu verstehen ist schon etwas komplizierter, für Fortgeschrittene, die Leute sehen nur die Unterschied: es gibt Bananen im Handel - und es gab keine Bananen früher. Das ist die Tatsache, ja.
Es gibt aber auch anderen Tatsachen.
Also wenn wir einfach vergleichen, dann vergleichen wir alles, nicht nur Wurst und Bananen.

Nehmen wir, z.B., Möglichkeiten, die Kinder in UdSSR hatten.
Ich werde lieber nicht über das heutige Schulsystem reden - nicht in Deutschland mit 3-Stufen-System und nicht in Russland, wo jetzt Chaos herrscht, und Millionen Kinder gehen gar nicht zur Schule. Das ist mir zu schlimm. Weil meine Kinder ja auch in dieses System gehören. Die gehen beide zu Gym, aber... ja, wir haben schon was erlebt. Und außerdem, es geht nicht nur um meine Kinder, es geht um alle... und das ist schlimm. In SU hatten wir 10-jährige gleiche Schulbildung für alle. Die, die nach 8.Klasse Berufsschule nahmen, bekamen dort auch die gleiche Zeugnisse, wie die normale Schüler, und alle dürften dann studieren - wenn sie Lust haben und sich zu Prüfungen vorbereiten.
Also ganz anderes System. Aber nehmen wir lieber nicht die Schule, sondern Freizeit von Kinder.
Meine Tochter besucht die Musikschule. Sie lernt Accordeon. Unterricht 1-Mal pro Woche zusammen mit anderem Schüler. Sie spielen nur Lieder und leichte Melodien. Das kostet uns 50 Euro pro Monat (könnte ich nie im Leben bezahlen, aber ihr Vater, mein Ex, ist großzügig).
Ich habe als Kind auch Klavier gelernt in einer Musikschule in meiner Heimatstadt auf Ural.
Die Programm von Musikschulen in ganzer SU war gleich.
Unsere Musikschule war auch nicht kostenfrei, die Betrag war unterschiedlich, kommt drauf an, wie groß ist Lohn von Eltern. Für solche Alleinerziehende wie ich jetzt, wäre das damals kostenlos.
Und wie haben wir gelernt? 2-Mal pro Woche Klavierunterricht mit Lehrer. 1 Mal Theorie von Musik. 1 Mal Chor (für alle). 1 Mal "Musik-Literatur", also Komponisten und Werke kennenlernen. Kinder, die andere Instrumenten lernten, hatten noch 1 Stunde "Allgemeine Klavier". Also insgesamt 5-6 Stunden nur in der Musikschule. Außerdem wurde von uns verlangt, dass wir jeden Tag zu Hause üben, 1-2 Stunden (ich, ehrlich gesagt, war ziemlich faul :)
2 Mal pro Jahr gaben wir Konzerte, und dort dürfte kein Fehler vorkommen. 4-5 Klassische Werke solltest du vorspielen, auswendig und fehlerfrei (Fehler waren wirklich selten).
Und die Klavierstunde selbst war viel komplizierter. Wir sollten die Tonleiter mit 2 Hände in jeder Tonart spielen. Übungen für Technik. Es ging nicht darum "einfach irgendwie spielen", sondern um Qualität, Technik und Gefühl.
Solche Schulen waren in jeder Stadt, kleine oder große, in jeder großen Dorf. Ich kenne manche Dorfmädchen, die auch solche Musikschule absolviert haben.
Und das war nach der übliche Schule, eine Nachmittagsbeschäftigung.
Allerdings durften nicht alle Kinder in diese Musikschule, es wurde zuerst geprüft, ob es überhaupt musikalische Veranlagung gibt. Wenn nicht, es ist auch nicht schlimm! Es gibt doch noch viele andere Möglichkeiten in Sport, Tanz, Kunst, alles mögliche. Und es gab überall auch noch "Musikkreise" in Pionierhäuser, dort wurde so gelernt, wie hier in "Musikschulen": 1-Mal pro Woche, nur Instrument, nur zum Spaß - allerdings ganz kostenlos.

Unsere Musikschulen waren nicht für zukünftige Profis gedacht. Sehr viele Kinder lernten dort, und nur wenige nahmen dann Musik als Beruf. Dieses anstrengende Lernen hat uns einfach zu Musikliebhaber erzogen. Und die Kinder lernen dabei, an sich selbst zu arbeiten.
Und es ist sehr, sehr schade, das meine Kinder diese Möglichkeiten nicht mehr haben.
Ich denke, dass liegt auch tief in Gesellschaft. Denn die deutsche Musikschule muss ihr Geld verdienen, sie kann sich nicht leisten, für jedes Kind 5-6 Stunden pro Woche geben, und nur wenige von Eltern könnten so was selbst bezahlen.
Und diese Haken gibt es überall, wo es um Kindererziehung geht.

3 Kommentare:

  1. Guten Morgen Yana,

    der Unterschied ist halt einfach der, im Sozialismus wurden Kinder und Jugendliche als die ureigenste Zukunft angesehen und in die wurde investiert, nicht mit Bananen, aber mit Ausbildung und Entwicklungsmöglichkeiten, die Worte fordern und fördern hatten noch ihre Bedeutung.

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  2. Liebe Yana,viele Bundesbürger denken heute noch, Ihr in der SU und wir in der DDR haben in Erdhöhlen gelebt und und täglich um Brot geprügelt. Und hinter jedem stand KGB/Stasi mit der Pistole.Es ist gut, wenn Du hier aus Deinem Leben berichtest und erzählst, wie es in Wahrheit war.

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  3. Danke für die Antworten, ich bin echt froh, dass jemand das liest und sich dafür interessiert.
    So was könnte ich stundenlang erzählen :)

    Allerdings kommen wir langsam zu Idee, dass man nicht in Nostalgie stecken soll, nicht nur um "helle Vergangenheit" denken, sondern versuchen, jetzt etwas zu ändern...
    Aber denke ich, ab und zu werde ich so was über SU gerne noch erzählen.

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